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Erhebung

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Ein Grundgedanke, der in der Instruktion über die christliche Freiheit und Befreiung ständig wiederkehrt, ist das Prinzip des Vorrangs der Person vor den Strukturen. Der Mensch ist die letzte Ursache von Unrechtssituationen: er ist auch der Träger von Veränderungen und Reformen.

Auf diesem Hintergrund ist auch verständlich, warum in diesem Schreiben der Erziehung im Prozeß der Befreiung eine derart wichtige Position eingeräumt wird.

Die Instruktion fordert die Ausarbeitung und Einleitung von mutigen Aktionsprogrammen, um Unterdrük-kung und Elend von Millionen von Menschen zu überwinden, und betont: „Diese Aktion muß mit einer großen Anstrengung in der Erziehung beginnen“ (Nr. 81). Und am Schluß wird nochmals unterstrichen: ,JDie vorrangige Aufgabe, die den Erfolg aller anderen bedingt, ist erzieherischer Natur“ (Nr. 99).

Erziehung im Dienste der Befreiung soll sich vor allem auf vier Bereiche beziehen:

• Erziehung zur Zivilisation der Arbeit

• Erziehung zur Solidarität

• Erziehung zum rechten Gebrauch der Freiheit

• Zugang aller zur Kultur (Nr. 81, 23).

Die völlig ungerechten Ungleichheiten im Zugang zur Kultur müßten überwunden werden. „Jeder Mensch hat ein Recht auf Kultur. Sie ist die spezifische Form einer echt menschlichen Existenz“ (Nr. 92).

Die wichtige Aufgabe der Erziehung darf weder der Staat noch eine andere Macht als Monopol an sich reißen. Die Instruktion der Glaubenskongregation fordert die kulturelle Freiheit. Denn zu oft sei die Kultur in Ideologie entartet und die Erziehung in ein Instrument zum Nutzen der politischen oder wirtschaftlichen Macht verwandelt worden.

Beklagt wird auch die Trennung zwischen Evangelium und Kultur. Gefordert wird eine Inkulturation „in Achtung vor der Identität jedes Volkes und jeder Nation ... Inkulturation ist eine innere Umwandlung der wahren kulturellen Werte durch ihre Eingliederung in das Christentum und durch die Einwurzelung des Christentums in den verschiedenen menschlichen Kulturen“ (Nr. 96).

Die Instruktion schließt mit einem Hinweis auf ein Gebet der Befreiung, auf das Magnificat. „Man muß durch eine tiefe Betrachtung des Heilsplans, wie er sich vor der Gottesmutter im Magnificat ausbreitet, dem Glauben der Armen helfen, sich klar auszudrücken und sich im Leben zu verwirklichen ... Daher ist eine Theologie der Freiheit und der Befreiung ... eine Forderung unserer Zeit“ (Nt. 98).

17. und letzter Teil einer Serie zur „Instruktion über christliche Freiheit und Befreiung“ der römischen Glaubenskongregation.

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