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Erinnern, nicht vergessen

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Nachdenklich mit der selbst oder von den eigenen Eltern oder Großeltern erlebten Vergangenheit umzugehen, bieten in diesen Tagen vielerlei Ausstellungen, Gedenkveranstaltungen, Symposien in ganz Österreich Gelegenheit. In der Bundeshauptstadt ist vom 11. März bis 30. Juni im Rathaus die Ausstellung „Wien 1938“ zu sehen. Sie wird anhand von Fotos, Dokumenten, Erinnerungsstücken die verschiedenen Facetten der NS-Herrschaft in Österreich zeigen. Die Präsentation wird sich vor allem auf das Geschehen in Wien vom März 1938 bis zum Kriegsausbruch im September 1939 konzentrieren. In der Nationalbibliothek ist vom 9. März bis 4. April die Ausstellung „Verbrannte Bücher“ zu sehen.

Auch die Kirche von Wien gedenkt mit einer Ausstellung in der U-Bahn-Station Stephansplatz des März 1938 (1. März bis 15. April). Die Hintergründe des bischöflichen Ja zum „Anschluß“, die Rolle Kardinal Innitzers und das Wirken der Kirche im Widerstand stehen dabei im Mittelpunkt. Einen Gedenk-Wortgot-tesdienst im Stephansdom werden Österreichs Bischöfe gemeinsam am 11. März feiern.

In Eisenstadt stellt das kürzlich eröffnete Museum österreichischer Kultur eine Ausstellung „Bausteine der Republik Österreich“ zusammen, großteils aus Beständen der Präsidentschaftskanzlei in Wien. Repräsentationsobjekte der Ersten Republik (Porträts, Büsten, Totenmaske von Dollfuß) werden mit Bilddokumenten aus dem Alltag konfrontiert. Die bewußt politisch konzipierte Ausstellung möchte mit einem „Nie wieder“ an ihre Besucher appellieren, ein Round-Table-Gespräch ersetzt die übliche Eröffnungszeremonie.

In einer Wanderausstellung „1938 in Niederösterreich — Wie es dazu kam — was daraus wurde“, die auf Anforderung allen Schulen Niederösterreichs zur Verfügung steht, gedenkt dieses Bundesland des März 1938.

Zeitgeschichtliche Stadtrundfahrten in Linz sowie kostenlose Fahrten ins ehemalige KZ Mauthausen — besonders auch für Schulklassen - sowie eine Ausstellung „Linz 1938“ (3. bis 24. März) bietet die Stadt Linz zum Gedenken. „Vergangenheit — un-bewältigt und verdrängt“ ist das Thema eines Schreib- und Zeichen-Wettbewerbes für Linzer Jugendliche.

Ebenfalls in Form einer Ausstellung - Thema „Vorurteil, Toleranz, Zivilcourage“ - gedenkt die Salzburger Landesregierung, sie lädt bildende Künstler mit ihren Werken zu diesem Thema ein (Trakl-Haus). Eine Wanderausstellung „Engagierte bildende Kunst“ beginnt am 12. März in Goldegg, und in der Stadt Salzburg präsentiert das Rupertinum Werke emigrierter Künstler (Richard Lindner, Max Pechstein, Anna Mahler). Die Salzburger Hochschülerschaft hat eine Schau über „Studenten im Widerstand 1934-1938“ zusammengestellt (1. bis 23. März).

Die auch bei Nicht-Studenten überaus erfolgreiche Vortragsreihe „Tirol und der Anschluß“ am Innsbrucker Universitätsinstitut für Zeitgeschichte ist nun auch gedruckt in einem umfangreichen Band veröffentlicht worden. Eine Ausstellung „Tirol 1938 - Voraussetzungen und Folgen“ im Landesmuseum Fernandeum in Innsbruck (9. März bis 10. April), ein Symposion „Vergangenheitsbewältigung“ des Innsbrucker Arbeitskreises für Tiefenpsychologie und eine geplante Sühnewallfahrt nach St. Georgenberg stehen im Gedenk-Programm dieses Bundeslandes.

Auch Vorarlberg gedenkt mit einer Ausstellung „Vorarlberg 1938“ (ab 11. März) im Palais Liechtenstein in Feldkirch.

In Klagenfurt veranstaltet das Zeitgeschichte-Institut der Universität vom 7. bis 11. März eine einschlägige Vortragsreihe.

Den „Weg zum Anschluß 1938“ nachzuvollziehen, versucht ein Symposion der steirischen Landesregierung in Graz, bei dem vor allem auch der internationalen Voraussetzungen in Europa, in den Monarchie-Nachfolgestaaten gedacht wird (14. bis 16. April). „1938: Illusionen - Ängste - Wirklichkeiten“ heißt die im Grazer Stadtmuseum bis 26. März laufende Ausstellung, in die vor allem auch die Bevölkerung selbst Materialien - Briefe, Akten Fahnen, Gegenstände — eingebracht hat und noch weiter einbringen soll. In ihr werden Graz'und die Steiermark vor dem „Anschluß“, die „Volkserhebung“, Machtergreifung, aber auch deren Voraussetzungen dargestellt.

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