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Ernste Probleme

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Arbeitslosenraten zwischen fünf und sechs Prozent in der näheren Zukunft markieren das Ende einer Periode der Vollbeschäftigung". Die erste Arbeitsmarktvorschau des Sozialministeriums nach dem Wahljahr 1983 klingt ungewohnt offen und realistisch. Wurde in früheren regierungsoffiziellen Aibeitsmarkt-analysen noch die Zuversicht genährt, daß durch das 1981 erarbeitete „Längerfristige beschäftigungspolitische Konzept" des Kreisky-Kabinetts bald alle Krisenwolken vertrieben sein würden, ist es jetzt aus mit dem Schönwettermachen.

Dabei klang alles so einfach: Ging es doch lediglich darum, „Programme zu entwickeln, um die problematische Zeitspanne bis zum Durchgreifen des prognostizierten Aufschwungs... zu überbrücken" (Arbeitsmarktvorschau 1982).

Von solchen Hoffnungen ist man deutlich abgerückt. „Selbst wenn die von mancher Seite für das Jahr 1984 erwartete weitere Wirtschaftsbelebung in den USA wirksam werden sollte", liest man in der heurigen Vorschau, „wird ..sich die Verschlechterung der Arbeitsmarktlage in Österreich weiter fortsetzen".

Im Urteil der Wirtschaftsforscher umschreibt sich die nunmehr eingetretene Situation so: „Seit in Österreich die ... seit 1973 atypische Phase der Vollbeschäftigung infolge der mehrjährigen wirtschaftlichen Stagnation zu Ende gegangen ist, wächst die Arbeitslosigkeit ungefähr im gleichen Ausmaß wie in anderen OECD-Staaten".

Kurzum: Während sich das Angebot an unselbständigen Erwerbstätigen auf dem Arbeitsmarkt — durch den Eintritt von Schulabgängern ins Erwerbsleben, durch (verlangsamte) Abwanderung von Selbständigen und durch Rückwanderung von Österreichern aus der Bundesrepublik Deutschland und der Schweiz — um 13.000 erhöhen wird, dürfte der Beschäftigungsrückgang, der weiterhin besonders den industriell-gewerblichen Bereich und die Bauwirtschaft treffen wird, rund 16.000 ausmachen. Durch einen weiteren Abbau von 7.000 Gastarbeitern (von denen 1983 schon 2.000 arbeitslos waren) errechnet die Arbeitsmarktvorschau 1984 eine Zunahme der Arbeitslosenzahl um 22.000 gegenüber dem Jahr 1983 (127.400 im Jahresschnitt).

Die Arbeitslosigkeit, analysiert die Vorschau dazu nüchtern, beschränke sich längst nicht mehr auf Rand- und Problemgruppen, sondern es werden nun bisher „weitgehend verschonte Gruppen verstärkt mit ernsten Beschäftigungsproblemen konfrontiert".

Für drei Gruppen aber wird — allen Gegenmaßnahmen zum Trotz - die Lage immer schlimmer:

• Für Problemgruppen (ältere Menschen, Behinderte, geringe Qualifikation) hat sich die Vormerkdauer bei Arbeitslosigkeit deutlich verlängert, „was zum Aufbau von Dauerarbeitslosigkeit führt". Böse Vorahnung der Vorschau: „Dies kann längerfristig dazu führen, daß bestimmte Gruppen gänzlich vom Arbeitsmarkt verdrängt werden".

• Arbeit-undlehrstellensuchen-de Mädchen sowie „Frauen, die einen Wiedereintritt in das Berufsleben anstreben", zählen heute auch bereits als besondere Problemgruppen.

• Und auf dem Jugendarbeitsmarkt ist weiterhin „mit einer Verschlechterung der Lage zu rechnen", wovon besonders die 20-bis 25jährigen (also bereits ausgebildeten) Arbeitskräfte betroffen sein werden. Nur „hinsichtlich des Lehrlingsbedarfs deutet nichts auf einen Nachfragerückgang hin. Insbesondere die Kleinbetriebe", wird registriert, „scheinen an einer vermehrten Lehrlingsaufnahme interessiert".

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