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Ersatzmütter— auch bei Menschen ?

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Die Entwicklung der biolo-gisclien Forschung ermöglicht Transplantationen von Embryos bei Tieren. Diese Methode auf den Menschen angewandt wird ganz gewiß ethische Probleme aufwerfen.

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Die Entwicklung der biolo-gisclien Forschung ermöglicht Transplantationen von Embryos bei Tieren. Diese Methode auf den Menschen angewandt wird ganz gewiß ethische Probleme aufwerfen.

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Vom Gaur, einer indischen Wildbüffelrasse, existieren nur noch 2000 Tiere. Kürzlich gebar eine gewöhnliche Milchkuh in einem Zoo ein Kalb dieser seltenen Tierart. Zum zweiten Mal geläng damit die Einpflanzung eines

Wildtier-Embryos in ein domestiziertes Muttertier. Wann werden wir dieses Verfahren auch beim Menschen anwenden können?

Derzeit ist der Embryo-Transfer zwar wegen der noch ungelösten immunologischen Probleme unmöglich, aber es wird vermutlich nicht mehr allzu lange dauern, bis Frauen Kinder, die im Leib einer anderen befruchtet "wurden, austragen können. Die Wissenschafter werden ihre Probleme in absehbarer Zeit gelöst haben. Aber sehen wir auch die ethischen und moralischen Fragen, die da auf uns zukommen?

Schon jetzt gibt es mehrere Verfahren, die es Frauen erleichtem, schwanger zu werden. So kennen wir die Methode der künstlichen Befruchtung und die Samenbanken, bei denen Spermien sozusagen „eingekauft" werden können.

Im November 1980 wurde in den USA erstmals ein Kind von einer sogenannten „Ersatzmutter" geboren. Für einen Preis bis zu 20.000 Dollar, denn soviel kostet die Bereitstellung einer solchen Frau bei der Lousville-Eltern-Ersatz-Vereinigung, läßt sich die „Ersatzmutter" mit dem Samen des Mannes eines kinderlosen Ehepaares künstlich befruchten und trägt das Kind aus. Nach der Geburt wird das Neugeborene dem Ehepaar übergeben.

Es tauchen hier neben der rein rechtlichen Frage, wem das Kind nun eigentlich „gehört", auch sozialpsychologische Probleme auf. In immer stärkerem Maße weisen Psychologen und Psychotherapeuten darauf hin, daß die Prägung eines Menschen bereits im Mutterleib beginnt und daher auch die Liebe und Zuneigung einer Schwangeren zu ihrem Ungeborenen besonders wichtig sind.

Wie sollte sich aber eine Ersatzmutter gefühlsmäßig stark an ein Kind binden, mit dem sie nach dessen Geburt nichts mehr zu tun haben wird? Sie muß doch schon aus dem Bedürfnis nach Selbstschutz heraus Distanz bewahren;

Doch das Rad der wissenschaftlichen Entwicklung dreht sich immer weiter.

Wird der nächste Schritt die Verpflanzung menschlicher Embryos sein, ein Vorgang, den wir, wie das oben erwähnte Beispiel zeigt, im Tierbereich ja schon durchführen können?

Das Voranschreiten in der Medizin und Forschung ermöglicht es uns, immer mehr in die Natur einzugreifen. Es drängt sich die Frage auf, wo eigentlich die Grenze liegt, an der der Mensch aufhö-

ren müßte, sich die Erde und die Natur „Untertan" zu machen. Liegt sie schon im Bereich der herkömmlichen Medizin oder erst bei den oben erwähnten Eingriffen?

Wir werden die Frage nie zufriedenstellend beantworten können. Aber angesichts der rapiden Entwicklung, die die Forschung nimmt, und der gigantischen Möglichkeiten, die sie uns in die Hand gibt, können wir uns um die ethischen und moralischen Fragen nicht drücken.

Es ist äußerst schwierig, hier allgemeingültige Verhaltensregeln aufzustellen, die für alle lebbar sind. Doch müßte mit dem zunehmenden technischen Vermögen der Menschen auch eine verstärkte Gewissensbildung einhergehen. Tatsächlich aber erlauben wir uns großzügig darüber hinwegzusehen.

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