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Erschöpft vor dem Winter

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Die derzeit fast 800.000 Flüchtlinge auf kroatischem Territorium sind für die kroatische Regierung übergenug. Man hat einen Aufnahmestop verfügt, auch um das restliche Europa auf die dramatische Situation in Kroatien und in Bosnien aufmerksam zu machen.

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Die derzeit fast 800.000 Flüchtlinge auf kroatischem Territorium sind für die kroatische Regierung übergenug. Man hat einen Aufnahmestop verfügt, auch um das restliche Europa auf die dramatische Situation in Kroatien und in Bosnien aufmerksam zu machen.

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In der Gesamtzahl der Flüchtlinge in Kroatien sind etwa 300.000 Kroaten und fast eine halbe Million aus Bosnien (Kroaten, größtenteils Moslems) enthalten. Aufnahmekapazität und Finanzen Kroatiens sind restlos erschöpft. Die humanitäre Hilfe aus dem Westen reicht nicht, um das Problem angesichts des bevorstehenden Winters zu bewältigen.

Viele Familien, die Flüchtlinge aufgenommen haben, sehen sich außerstande, ihren unfreiwilligen Gästen über einen längeren Zeitraum Quartier zu geben. Die Hotels müssen sich für die kommende Fremdenverkehrssaison vorbereiten und drängen auf eine Abnahme der Flüchtlinge. Dabei wird die Lage durch die Notwendigkeit, Zeltstädte der Kälte wegen aufzulösen, nur noch schlimmer.

Derzeit gibt Kroatien an die 50 Millionen DM pro Tag für die Flüchtlinge aus. Bei Vinkovci wird eine Wohnwagenstadt aus Deutschland eingerichtet, in Zavudrija in Istrien entsteht zur Zeit eine kleine Barackenkolonie mit westlicher Hilfe. Fabriken haben mittlerweile ihre Feriencamps an der Adria für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt.

In Zentralbosnien, vor dem Zugriff der Tschetniks noch relativ sicher, hat sich unterdessen die Flüchtlingssituation unmenschlich zugespitzt. Die von Kroaten kontrollierte Herzegowina mußte vor kurzem an die 30.000 Flüchtlinge aus Jajce aufnehmen, in Travnik, mehrheitlich kroatisch besiedelt, hat sich nach dem Eintreffen eines Flüchtlingstrecks von Moslems die Lage für die Kroaten stark verändert; daher die Konflikte zwischen Kroaten und Moslems.

Die vom UNO-Sicherheitsrat vorgesehene Rückführung von Kroaten in ihre angestammten, von Serben okkupierten Gebiete funk-. tioniert überhaupt nicht. Seit die Kroaten auf Rückkehr drängen, kommt es in der Krajina beispielsweise wieder vermehrt zu Zwischenfällen mit Schießereien.

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