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Erschöpfung

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Der Waffenstillstand im Kampf zwischen dem Irak und Iran, der hoffentlich bald in einen echten Frieden übergehen wird, verdient nicht nur als Akt der Befriedung in einer neuralgischen Region der Weltpolitik Beachtung, er könnte, wenn er ernst genommen wird und Schule macht, auch zu einem neuen Paradigma der internationalen Beziehungen führen.

Denn so wie die Streitteile in diesem Fall erkannten, daß man einen Krieg nicht bis zur völligen Erschöpfung aller Kräfte führen kann, sondern dem Schrecken ein Ende setzen muß, so kann auch bei den Großmächten die Einsicht einkehren, daß es nicht nur einen bewaffneten oder gar atomaren Konflikt zu vermeiden gilt, sondern daß man auch die Aufrüstung nicht bis zur Erschöpfung aller Kräfte und nur, weil es die Logik der gegenseitigen A bschreckung so zu gebieten scheint, den bisherigen Rüstungswettlauf fortsetzen kann, sondern andere Prioritäten anstelle der geläufigen militärischen setzen und durchsetzen muß.

Dies ist freilich ein langwieriger Prozeß, der viel Geduld, Einfühlungsvermögen und eine gehörige Portion Optimismus erfordert, die man erst der Skepsis und dem Mißtrauen abringen muß.

Auf dem Weg zu diesem Ziel einer Welt ohne extreme Konfrontation müssen viele vorbereitende Schritte gesetzt und mehr als Gesten guten Willens gezeigt werden. Nach dem Muster Afghanistans müssen lokale Konflikte selbst unter Verletzung nationaler Interessen und engstirnigen Prestigedenkens bereinigt werden.

Wenn der gegenwärtige Generalsekretär der Vereinten Nationen auch in ähnlichen Fällen so geschickt agiert wie im Golfkrieg, könnten auch die Vereinten Nationen spät, aber doch, als jenes Instrument der Friedenssicherung wirksam werden, als das sie von der Konzeption einer Weltorganisation her gedacht waren.

Wenn die Großmächte nicht mehr blockieren und durch ihr Veto verunmöglichen, sondern durch Kooperation oder wenigstens Stillhalten möglich machen, daß Friedensinitiativen Erfolg haben, kann sich der Zustand der Welt zum Besseren wenden, ohne daß damit schon der Sieg des Guten, der nicht Sache der Menschen, sondern ein Geschenk der Gnade ist, dem menschliches Handeln allerdings vorarbeitet, sichergestellt wäre.

Diese Hoffnung ist nicht vermessen, zumal dann, wenn sie von Gebet und Glauben getragen und unterstützt wird.

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