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Erschreckend pathetisch
Alexander Pereiras letztes Musikfest im Konzerthaus: Trotz Mozart im Mittelpunkt sollte es zum Aufeinanderprallen von Ideen kommen: Der Anspruch wurde mit Uraufführungen erfüllt. Friedrich Cerha steuerte zwei davon bei: sein „Requiem für Rikka” (Orchesterfassung eines Abschnitts der Oper „Baal”) und seine von Ironie, Witz und Kapriolen funkelnde „Keintate II” (Heinz Karl Gruber, Ensemble modern). In ihrer Klangschönheit und Klarheit gewannen diese Werke sofort-die Gunst des Publikums. Michael Gielen stellte neben Roman Haubenstock-Ramatis „Sequen-ces”, einem Stück Avantgardegeschichte, Christian Ofenbauers 1986 komponierte „nachtmusik” vor, in der der Dreißigjährige Klangmuster und Gesten der „Wiener Musik” nach 1900 in postmoderner Collagemanier verarbeitet. Ein prunkvolles Klangszenario, dem freilich Originalität fehlt. Es gab wichtige Wiederaufführungen von Thomas Pernes (sein farberisprü-hendes Violinkonzert von 1983), Kurt Schwertsik („Irdische Klänge”), Karlheinz Essl („et consumitur igni”), Beat Furrer („Illuminations”) und György Ligeti („Clocks and Clouds”).
Mit Spannung erwartete man Joannes Martin Dürrs „Die Cathedrale” für Sprecher, Riesenchöre und Orchester, von Peter Eötvös dirigiert. 225 Minuten wird diese Hymnensymphonie dauern, wenn sie vollendet ist, zwei Teile wurden uraufgeführt. 75 Minuten fluten Klangmassen und prasseln Schlagzeugeinbrüche. Texte 1 iefern Buddhismus, Meditationen und Texte des Johannes vom Kreuz. Doch der Hörer denkt an Strawinski, Jana-cek, Schostakowitsch und Ravel. Erschreckend leeres Pathos!
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