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Eruptiv

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Bei diesen Gedichten von Günter Grass treiben uns Spannung und Neugierde durch 404 Seiten, bis wir dann siimierend zurück-blättem und Stück um Stück nochmals lesen. Der mitreißende Elan kommt davon, daß vor des Dichters Sprachenergie nichts sicher ist, weder ein Adenauer noch ein Kochlöffel, weder die Boviste im Wald noch das Weltenei im metaphysischen Dickicht. Alles wird ihm zum Motiv, an dem er sich erprobt, sich selber in seinen künstlerischen Möglichkeiten erfährt: ein ,J*robenehmer“, der vom journalistischen Knabbergebäck bis zum weltanschaulichen ,3offnungsquark“ überall drauf und dran ist, seine Befunde abzugeben.

‘ Aus seinem Multitalent als Zeichner, Plastiker und Schriftsteller in dreifacher Gestalt, als Epiker, Dramatiker und Lyriker, quillt der Reichtum der Assoziationen, zugleich aber auch die Möglichkeit, eine gleichsam interdisziplinäre Koordination und KontroUe durch die verschiedenen, von ihm beherrschten Kimstarten einzusetzen. Weil die Großwerke, wie Günter Grass selber betont, aus lyrischen Momenten hervorgegangen sind, werden auch die Romanleser in diesen Gedichten einen neuen Zugang zum epischen Werk finden.

Freilich, bei soviel Zungenfertigkeit, wie sie hier zu Gebote steht, kaim kein Verdacht aufkommen, hier spräche zu seinem Volk ein deutscher Moses, dem wir alles und jedes glauben mußten.

GUNTER GRASS. Die Gedichte 1955-1986. Sammlung Luchterhand. Dannstadt 1988. 432 Seiten. öS 154.40.

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