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Niederstrahlbach liegt nordwest- lich der Stadt Zwettl, hat eine See- höhe von 567 Metern und wurde 1139 erstmals erwähnt. Heute zählt unsere Ortschaft 180 Einwohner und 45 Häuser.

1986 hielt die Idee der Dorfer- neuerung in Niederstrahlbach Ein- zug, wobei kaum jemandem die Bedeutung dieses Wortes bewußt war. Seit diesem Zeitpunkt steht uns Josef Strammer als Betreuer mit Rat und Tat zur Seite. Noch im

selben Jahr wurde uns Architekt Georg Thum zugeteilt, was vielen sehr willkommen war, da die Be- stürzung über einige Neubauten aus den sechziger, siebziger und acht- ziger Jahren groß war: Die Häuser waren mit großen Fenstern und schmucklosen Wänden und Dä- chern ausgestattet.

Thum hat uns trotz Unsicherhei- ten unsererseits erfolgreich bera- ten; nach seinen Plänen wurden Fassaden und ganze Häuser gestal- tet.

Da wir nirgends Platz für Ver- sammlungen und Zusammenkünf- te fanden, immer in Garagen oder Wohnungen ausweichen mußten, entstand die Idee, ein Gemein- schaftshaus zu bauen. Über den Standort waren wir uns allerdings nicht im klaren.

Eine mögliche Lösung war, ein bestehendes Gebäude, das zugleich Milchhaus, Standort einer Gemein-

schaftswaage und Raum für das Komputzgerät war, zu vergrößern. Doch für das Komputzgerät mußte ein anderer Platz gefunden wer- den. Der Vorschlag, es in einem Privatschuppen einzustellen, fand immer wieder Gegner. Schließlich kam ich auf die Idee, einen Geräte- schuppen, womöglich auf neutra- lem Ort, zu bauen. Ich wurde auf einen Gemeindegrund, knapp au- ßerhalb des Dorfes, verwiesen.

In der Nachbarschaft bot sich ein älterer Feldstadel zum Kauf an. Leider wurde uns dieser vor der Nase weggekauft. Ich war damals am Boden zerstört, alle Bemühun- gen waren umsonst gewesen.

Daraufhin plante der Architekt statt eines Schuppens unseren „Kulturstadl". Bei der Vereinsvoll- versammlung im Frühjahr 1987 stellte er die Pläne für den Kultur- stadl und den Zubau zum Milch- haus, welches später unser Gemein- schaftshaus werden sollte, vor. Diese beiden Projekte waren zu- gleich der Einstieg zur Dorf erneue- rung in Niederstrahlbach.

Im Juli 1987 begannen dieBauar- beiten für den Kulturstadl, für den von den Mitgliedern des Dorfer- neuerungs-Verschönerungs-Verei- nes 1.734 freiwillige Arbeitsstun- den geleistet wurden. Am 25. Okto- ber 1987 fand schließlich die feier- liche Eröffnung des Kulturstadls statt, ein wunderbares Fest. Eben- falls noch im Herbst 1987 konnten wir das Komputzgerät sowie ande- re Gemeinschaftsmaschinen in den Kulturstadl stellen.

Im Mai 1988 begannen dann die

Bauarbeiten für das Gemein- schaftshaus. Bis heute wurden be- reits rund 3.500 freiwillige Arbeits- stunden für den Kulturstadl und das Gemeinschaftshaus geleistet. Vom Land Niederösterreich erhiel- ten wir 350.000 Schilling für die Finanzierung der beiden Projekte. Der zur Fertigstellung erforderli- che Restbetrag in der Höhe von 220.000 Schilling wurde von der Stadtgemeinde Zwettl übernom- men. Weiters bekamen wir die Er- laubnis, Bauholz vom Gemeinde- wald selbst zu schlägem.

Im Sommer 1989 wurde die Er- öffnung unseres Gemeinschafts- hauses, zugleich mit der 850-Jahr- Feier Niederstrahlbach, feierlich begangen.

1987 wurden unter der Planung des Architekten auch die Ortsstra- ße im Oberort und einige Randstei- ne auf der Häuserseite neu gestal- tet. Weitere Randsteine sind beim Neubau der Straße geplant.

In der Nähe des Kulturstadls befand sich eine Scherbengrabe (Müllhaufen), die viele Jahre hin- durch der häßlichste Platz unseres Ortes gewesen war. Etwas dagegen zu unternehmen lag mir ganz be- sonders am Herzen. Daher gingen wir daran, diesen Ort zu planieren, ihn aufzuschütten und schließlich zu ebnen. Gleichzeitig haben einige Familien große Bäume gespendet, die wir als wesentliche Gestaltungs- elemente gesetzt haben.

So wurtle dieser Platz seither zu einem der schönsten des Ortes. Zimmerer und Tischler fertigten eine rustikale Sitzgrappe an. Es

sollen auch noch Kinderspielgeräte folgen.

Auch auf den Blumenschmuck legen wir besonderen Wert, was sich darin zeigt, daß wir beim Blumeh- schmuckwettbewerb 1988 den sie- benten Platz und 1989 den sechsten Platz im Waldviertel erreichten.

Seit der Fertigstellung des Kul- turstadls dürfen wir hier in Nieder- strahlbach auch auf eine kleine Volkstanzgruppe stolz sein. Unser Jugendvertreter Franz Kurz probt mit den Jugendlichen und leistet dabei gute Arbeit.

Wir haben das Glück, daß in unserem Dort" zwei Lehrerinnen zur Mitarbeit bereit sind. Maria Kast- ner nimmt sich besonders der Kin- der an (Spielen, Basteln, ...), An- gela Schiller gestaltet Turnstunden für die Frauen.

Seit 25. September 1988 wird das neue Gemeinschaftshaus schon

provisorisch benützt. Allmählich nehmen auch die Innenarbeiten ein Ende. Wir haben nun einen Raum für Versammlungen, Vorträge, gemütliches Zusammensein und ähnliches, auf den wir sehr stolz sind.

1986 war also das Jahr der Ideen und Planungen. 1987 und 1988 bauten wir miteinander das Ge- meinschaftshaus. 1989 wurde un- ser Werk fertiggestellt.

Meine Aufgabe dabei war es, die Vereinsmitglieder um ihre freiwil- lige Mitarbeit zu bitten. Es war nicht immer leicht, denn es gab auch genug Gegner und Neider. Auch bin ich davon überzeugt, daß ich mich als Frau noch etwas mehr bemühen muß, um mich durchset- zen zu können.

Die Autorin ist Bäuerin und Obfrau des Dor- femeuerungs-, Verschönerungsvereins Nieder- strahlbach, ihr Beitrag ein Auszug aus "Club Niederösterreich" 4/5/1989.

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