6951435-1984_14_01.jpg
Digital In Arbeit

Es geht um Macht statt um Medien

Werbung
Werbung
Werbung

Aller guten Dinge sind drei. Nur für den ORF wird das nicht gelten können: Die von der Koalition vorgelegte ORF-Novelle 1984 ist zwar nunmehr die dritte Rundfunkreform, aber ein schlechtes Qing.

Nicht ungeschickt haben sich SPÖ und FPÖ Gerd Bachers Wunsch nach einer Strukturreform zum Karren eigener Begehrlichkeit gemacht: mehr und gesicherten Einfluß auf das österreichische Äthermonopol.

Uber die von Bacher angestrebte „Funktionslösung" der Aufgabenteilung zwischen einem Infor-mations- und einem Unterhaltungsintendanten kann man geteilter Meinung sein. Dafür wie dagegen lassen sich sachliche Argumente ins Treffen führen.

Für die Aufstockung des Kuratoriums von derzeit 30 auf 35 Mitglieder sowie die Ausweitung der Einfluß- und Eingriffsmöglichkeiten gilt das beim besten Willen nicht. Hier gaben schlicht Parteiinteressen den Ausschlag. Die Koalition, noch nicht ein Jahr alt, konnte der Versuchung nicht widerstehen: die SPÖ, weil sie vielleicht zum letzten Mal stark genug ist, sich mehr Einfluß zu sichern; die FPÖ — früher gegen jede Parteipolitik im ORF polternd - wiederum, weil sie nichts mehr zu verlieren hat, jetzt nicht einmal mehr ihr Gesicht.

Daher gibt es auch keine Regierungsvorlage, die einem abwägenden Begutachtungsverfahren unterworfen wäre, sondern einen Parteienantrag, der durch die parlamentarische Behandlung gehudelt werden soll.

Daher liefen die Vorbereitungen dieser ORF-Novelle auf rein politischer Ebene ab: in den Parteivorständen von SPÖ und FPÖ.

Und dafür werfen die Sozialisten fundamentale Grundsätze über Bord: In dem Ausmaß, in dem der Regierungseinfluß durch fünf neue Kuratoren zunimmt, werden die (sonst überall hochgehaltenen) Mitbestimmungsrechte der ORF-Personalvertreter im Kuratorium beschnitten.

Bacher lobt. Die ÖVP tobt, schließt ein neuerliches Rundfunk-Volksbegehren nicht mehr aus. Doch das ist Zukunftsmusik.

Gegenwärtig aber ist, daß die Koalition mit dem Konsens der letzten Jahre gebrochen und den ORF ins Zentrum parteipolitischer Auseinandersetzung zurückgeworfen hat. Mutwillig.

Das ist Machtpolitik, keine Medienpolitik. Für die fehlen der Koalitionsregierung selbst vage Vorstellungen, weshalb dieses Thema auch aus der Regierungserklärung ausgespart bleiben mußte. Auch das erklärt, weshalb Parteistrategen jetzt das Sagen haben.

Und das alles soll dazu dienen, daß der ORF für die neue Markt-und Konkurrenzsituation gerüstet ist? Da müßte man statt dessen gesetzliche Rahmenbestimmungen für neue Hörfunk- und Fernsehveranstalter schaffen. Doch lieber als mit neuen Medien beschäftigt sich die Koalition eben mit neuen Kuratoren.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung