„Noch nie in der Geschichte hing das Leben so vieler von so wenigen ab”: Dieses Churchill- Wort aus den Tagen des Luftkriegs um England zitiert Stanislaw Lern im Vorwort zu Wladyslaw Bartoszewskis, im Fischer-Taschenbuchverlag erschienenen, Ghetto-Buch.
Wladyslaw Bartoszewski ist einer jener wenigen, denen viele ihr Leben verdanken. 17 Jahre war er alt, als er als Sanitätshelfer in seiner Heimatstadt Warschau antrat. Ein Jahr später wurde er zum erstenmal von der Hitler-SS festgenommen.
Sieben Monate KZ Auschwitz folgten. Kaum freigelassen, schloß er sich der Hilfsaktion für verfolgte Juden an.
Den Aufstand der Warschauer Ghettoinsassen 1943, Wendepunkt im historischen Bewußtsein des jüdischen Volkes, hat Bartoszewski ebenso wie den allgemeinen Warschauer Aufstand 1944 als Chronist der Nachwelt überliefert.
Sein Leben davor und danach schildert er in einem zweiten, ebenfalls jüngst erschienenen Band: die neuerliche Verhaftung, diesmal durch Russen, schon 1946 und wieder 1949, die Verurteilung als „Spion” und die Ungültigerklärung des Urteils 1955, sein Bemühen um polnisch-deutsche Aussöhnung, sein Wirken als Historiker und Publizist, die neuerliche Verhaftung 1982, die Freilassung auf israelische Intervention hin.
Derzeit lehrt Bartoszewski in München. Aber man zweifelt nicht an seiner Versicherung: „Ich kehre nach Warschau zurück.” Und aus allen Zeilen beider bescheiden, klar, für unsereinen beschämend demütig geschriebenen Bücher spricht, wie Reinhold Lehmann in seinem Nachwort zu „Herbst der Hoffnungen” schreibt, „der Mensch, der ohne Pathos sagt: Es lohnt sich, anständig zu sein.”
DAS WARSCHAUER GHETTO. Wie es wirklich war. Von Wladyslaw Bartoszewski. Fischer Taschenbuch Nr. 349. Frankfurt 1983. 124 Seiten, TB., öS 59,30.
HERBST DER HOFFNUNGEN. Von Wladyslaw Bartoszewski. Herder-Verlag, Freiburg-Basel-Wien 1983. 141 Seiten, Pbck., öS 120,10.
