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Es muß auch Tabus und Emotionen geben!

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Sicher ist es kein Zufall, daß mit einem Schlage in allen „Medien“ über Jugendsekten „berichtet“ und „aufgeklärt“ wird! Wem nützt das eigentlich? Den betroffenen Jugendlichen sicher nicht. Auch die im Augenblick gefährdeten werden sich so nicht von einer Sekte abbringen lassen. Im Gegenteil, ihr Interesse wird erst recht noch gesteigert!

Ganz schlaue Schriften, wie z. B. „Der Spiegel“ fragen sogar nach Gründen für die gute Wirkung der Sekten auf Jugendliche. Natürlich ohne zu merken, daß wenn die gegebenen Antworten richtig sind, vieles, was auch der „Spiegel“ in den letzten Jahren vertrat, falsch sein muß! Die neuen Kulte sprachen in der Regel Jugendliche mit Problemen an und , kommen einem Bedürfnis der Jugendlichen nach Sinngebung und Geborgenheit in einer Gruppe entgegen (so in „Spiegel“ Nr. 29/1978).

Natürlich sind die Probleme vielschichtig und nicht einfach mit zwei Sätzen zu lösen!

Woher kommen aber die persönlichen Probleme der Jugendlichen? Doch sicher auch daher, daß sie nicht mehr wissen, was eine Familie ist, denn Familie ist unmodern, man ist heute „emanzipiert“, Vater und Mutter müssen Geld verdienen (müssen sie das wirklich?), Mutter will schließlich auch Karriere machen, und die Kinder sind im Kindergarten ja auch ganz gut aufgehoben.

Später bekommen sie dann den Hausschlüssel. Ab und zu trifft man sich noch beim Frühstück und bittet um das Taschengeld, wenn man es mangels entsprechender Erziehung nicht fordert!!

Gerade Jugendliche haben oft Sorgen, die von ihnen wegen der mangelnden Lebenserfahrung nicht zu bewältigen sind, und für diese Probleme ist dann von Seiten der Erwachsenen keine Zeit mehr! „Der böse Streß! Aber so lernt das Kind wenigstens, sich in dieser Welt zu behaupten!“

Das ist eine der dümmsten Ausreden für Unfähigkeit, Bequemlichkeit und Egoismus von „Eltern“! Kinder brauchen nun einmal familiäre Zuwendung und Geborgenheit, brauchen Beschützer, Erzieher, Vorbilder, brauchen Lob und Tadel, wollen gefordert werden und auch manchmal Bequemlichkeit genießen können!

Mit einem Wort: Sie brauchen Eltern!!! Und diese Eltern sollten ihnen auch möglichst viele ihrer Fragen beantworten können. Daraus erwächst für Eltern die Pflicht, sich weiterzubilden, nicht stehenzubleiben. Das aber erfordert Energie. Wer jedoch diese Energie nicht aufbringen kann oder will, sollte sich besser keine Kinder anschaffen, denn diese könnten sich nie voll entwickeln und wären die Benachteiligten dieser Welt... und die Opfer der Sekten.

Natürlich aber provoziert unser heutiges System geradezu diese nun zu beobachtende Einstellung zur Familie.

Es läge also mit am „Spiegel“, sich zu fragen, wo das System schlecht ist, und ob die gesunde Familie (Großfamilie) nicht eine bessere, wenn nicht gar die einzige Alternative gegen die Zerstörung der Jugend und damit des Volkes sein kann?

Dieses Leben hat immer einen Sinn gehabt. Aber wir müssen diesen Sinn auch vermitteln können und wollen. Wir dürfen nicht alles zerreden. Es muß auch Tabus geben. Auch Emotionen! Die „Ratio“, die ja teilweise nur eine Scheinratio ist, macht sonst das ganze menschliche Leben kaputt.

Daß es so ist; haben vor unserer Zeit schon viele weise Männer, die wirklich gute Psychologen waren, ohne studiert zu haben, erkannt.

Denken wir nur an die vielen Religionsstifter, die alle mit Glaubensgrundsätzen arbeiteten, und denken wir an die guten Psychologen, die der Menschheit die Bibel „gaben“! Denn in diesen Schriften wurde über Begriffe wie Liebe, Haß, Treue, Vater, Mutter, Eid . . . u.s.w. nicht diskutiert (Doktorarbeit!), sondern sie waren in einem positiven Sinn tabu.

Diese Psychologen „kannten ihre Pappenheimer“.

Verantwortung für Kinder tragen bedeutet also auch Opferbereitschaft! Und konsequente Liebe zu den Kindern. Wobei beide Begriffe -konsequent und Liebe - gleich wichtig sind. Nur auf diese Weise wird z. B. den Jugendreligionen der Boden für ihr volksschädigendes Tun entzogen!!!

Aus der Innsbrucker Schülerzeitung trABC“ (Gymnasium der Ursu-linen).

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