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Esterházys Park

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Ausstellungen, Kongresse und Tagungen haben immer wieder als Initialzündung für die Revitalisierung eines Objektes oder einer Region gewirkt. Auch das rege Interesse an den Ergebnissen des kürzlich in Eisenstadt abgehaltenen Symposions „Der europäische Landschaftsgarten im 19. Jahrhundert“, an dem Denkmalpfleger,

Kunsthistoriker, Gartenforscher und Raumplaner aus Europa und Übersee teilnahmen, scheint die Rettung des verfallenden Eisenstädter Schloßparkes zu signalisieren. Haben sich doch die internationalen Fachleute im Rahmen einer Resolution und im Hinblick auf die Weltausstellung Wien-Budapest für dessen Sanierung und regelmäßige Pflege ausgesprochen und betont, es handle sich bei der Parkanlage des Esterhäzyschen Schlosses um einen Garten, der im 19. Jahrhundert aufgrund seines Konzeptes und seiner botanischen Raritäten Weltberühmtheit besaß.

Anlegen ließ den Park Nikolaus IV. Fürst Esterhäzy von Galäntha, jener aus dem alten ungarischen Magnatengeschlecht stammende Feldmarschall, dem Napoleon 1809 vergeblich die ungarische Königskrone bot, zwischen 1803 und 1807 nach Plänen des Franzosen Charles Moreau. Niemand - einschließlich Geza Hajos von der Abteilung für historische Gartenanlagen des Bundesdenkmalamtes - kennt die Biographie dieses Mannes, noch weiß man, woher er kam und was er tat, ehe er Ende des 18. Jahrhunderts in Wien auftauchte und in den Dienst des Nachfolgers von Joseph Haydns Protektor Nikolaus Joseph von und zu Esterhäzy und Galäntha, Herr über 21 Schlösser, 60 Märkte und 414 Dörfer, trat.

Nikolaus Esterhäzy gab Moreau den Auftrag, den barocken Schloßpark mit seinen geometrisch beschnittenen Baumreihen im Stil der Zeit malerisch zu einem Paradiesgarten umzugestalten und zu erweitern. Dabei wurde nichts dem Zufall überlassen. Trat man vom Schloß in die Säulenhalle, sah der Betrachter den dem Tempel der Sibylle in Tivoli bei Rom nachempfundenen Leopoldinen-Tempel samt künstlich angelegter Felsenschlucht und künstlichem Teich. Dahinter lagen verschiedene Baumund Heckengruppen, weitläufige Wiesenflächen, sorgfältig modellierte Terrains und drei weitere naturnah gestalteteTeiche, die über gesucht geschwungene Wege zu erreichen waren.

Heute sind die Wasserflächen versickert oder zugeschüttet. Erhalten blieb, wenn auch in veränderter Form, nur der sogenannte Maschinenteich im unteren Park. Dort stand in einem kleinen Häuschen die erste Dampfmaschine des Kontinents, deren Aufgabe darin bestand, Wasser in den Teich zu pumpen. Jetzt bildet das Häuschen einen Bestandteil der städtischen Badeanlage.

Der wie Schloß Esterhäzy zwar nach wie vor im Besitz der Familie Esterhäzy befindliche, aber zum größten Teil verpachtete Park verwildert seit den fünfziger Jahren zusehends oder wurde ohne jegliches Stilempfinden umgestaltet. So spielt man nun statt der früher bei Gartenfesten erklungenen Musik eines Joseph Haydn, eines Ludwig van Beethoven oder eines Franz Schubert Fußball, während unter den Kolonnaden der Gartenseite des Schlosses Weinkisten lagern.

Kürzlich formierte sich ein „ Verein der Freunde des Schloßparks von Eisenstadt“, dessen Mitglieder dank der besonderen Initiative eines Eisenstädter Arztes begonnen haben, den Wildwuchs zu roden und junge Bäume zu pflanzen. Als erste Reaktion auf das Symposion teilte der Rechtsanwalt der Witwe Paul Esterhäzys mit, seine Mandantin werde sich der Aktion anschließen.

Nach Geza Hajos müßten primär die Wasserleitungen saniert und ein Gärtner angestellt werden. „Und“, so der Denkmalpfleger, „man müßte mit der Restaurierung des zur Zeit vom Schloß aus nicht zugänglichen Leopoldinen-Tempels mit Felsenschlucht und Teich beginnen, weil dieser den Mittelpunkt der Parkanlage bildet.“

Wieder erwachtes ökologisches Bewußtsein, langsam sich bildendes Verständnis für Gartenkunst und Gartenpflege, zunehmende Konfrontation mit sanierten historischen Gärten wie jenen in England, der BRD und der CSSR sowie das im Zusammenhang mit der Expo 1995 stehende Engagement in Kulturellen Belangen lassen hoffen, daß Politiker und Bevölkerung bereit sind, nicht nur für schützenswerte Gebäude, sondern auch für die sie umgebenden Gärten etwas zu tun.

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