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Europa faßt Fuß im All

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uropasTrägerrakete „Ariane LO1 “ stieg zu Weihnachten 1979 fehlerlos in den klaren Tropenhimmel über dem südamerikanischen Guyane. Der Jubel über den Startschuß zu einer eigenen europäischen Raumfahrt war im Zentrum von Kourou groß. Aber der Kater kam bald: Der zweite experimentelle Start im Mai 1980 fiel im eigentlichen Sinne des Wortes ins Wasser. In das atlantische, aus dem die Teile der knapp nach dem Start explodierten Rakete gefischt wurden. Fieberhaft suchte man die Ursache (unerwartete Vibrationen in einem der Motoren der ersten Stufe), merzte Fehler aus und setzte den nächsten Start für den 19. Juli an.

Der Erfolgszwang für das Gemeinschaftsprojekt der Mitgliedsländer der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA, das unter französischer Federführung läuft, war groß:

• der US-Space-Shuttle mit seiner großen Nutzlastkapazität absolvierte nach jahrelangen Verzögerungen einen untadeligen Jungfernflug;

• die Briten, die in die ESA beträchtliche Mittel stecken, kokettieren dennoch mit einer engeren Zusammenarbeit mit der US-Raumfahrtbehörde NASA;

• das strapazierte Forschungsbudget der ESA bedarf dringend der Einkünfte aus bezahlten Flügen;

• Indien treibt sein Trägerraketen- Programm - eine direkte Konkurrenz für die Europäer - rasch weiter und brachte vergangenen Monat seinen zweiten Testschuß erfolgreich über die Runden.

Andererseits war der Augenblick günstig, weil die NASA wieder gegen kräftige Finanzkürzungen durch die Reagan-Regierung kämpfen und ihr ei-

genes Raketenprogramm einschränken muß. Auch strebt die Nachrichtenvermittlung und die Fernerkundung vom Himmel aus einem neuen Boom entgegen, der sich im Satellitenbau zahlreicher europäischer und neuerdings auch außereuropäischen Länder, wie Saudiarabien, Indien oder Australien, niederschlägt.

So machten denn die französischen Motorenbauer auf Optimismus. Das Vibrationsproblem, erklärten sie mir in Guyane, war kein Beleg für die mangelnde Erfahrung der europäischen Raumingenieure, es war auch bei der Saturnrakete der Amerikaner aufgetreten und einfach zu beseitigen gewesen.

Tatsächlich fliegt „Ariane LO 3“ mit bezahlter Nutzlast: An Bord sind neben der Technologie-Kapsel, welche die Flugdaten aufnimmt, der europäische Wettersatellit „Meteosat 2 “ und der Nachrichtensatellit „Apple“ der indischen Raumfahrtorganisation ISRO. Beide Satelliten werden aufgehängt, das heißt ihre Umlaufbahn wird so eingerichtet, daß sie „geostationär“ immer über einem bestimmten Punkt der Erde bleiben.

Nach dem geglückten Start und der Plazierung der beiden Satelliten soll nun im Oktober die vierte Proberakete den Nachrichtensatelliten der ESA für die Schiffahrt MARECS mitnehmen, und im Jahre 1982 können die Alltagsflüge aufgenommen werden. Beförde- rungsaufträge gibt es genug: Für 1982 sind sieben, für 1983 acht Satelliten vorgemerkt, nur für 1984 ist noch ein Platz frei…

„Ariane LO 3“ fliegt auch für Wien, denn Österreich ist seit diesem Frühjahr assoziiertes ESA-Mitglied.

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