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Existenzsicherung für die Bauern

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Die Land- und Forstwirtschaft hat in der Steiermark eine überdurchschnittlich große Bedeutung. Der Anteil des Agrar-sektors an den Erwerbstätigen beträgt 10 Prozent, der Beitrag der Landwirtschaft zum Bruttoregio-nalprodukt 18 Prozent. Dem trägt das Land Steiermark in seiner Agrar- und Förderungspolitik Rechnung. Im Vordergrund stehen die bestmögliche Ausbildung der bäuerlichen Jugend, die Strukturverbesserung sowie die gezielte Förderung der Berg- und Grenzlandbauern.

In einer vorausschauenden Agrarpolitik wurde seit Beginn der fünfziger Jahre in einem langfristigen Konzept das landwirtschaftliche Schulwesen sehr zielbewußt ausgebaut. Einige Zahlen dokumentieren am deutlichsten die gewaltige Entwicklung:

1950 gab es acht landwirtschaftliche Schulen mit 360 Schülern; 1984 sind es 46, die von rund 4.000 Schülern besucht werden.

1983 wurde die Ausbildung in den landwirtschaftlichen Schulen der Steiermark neu organisiert. Die Fachschulen sind nunmehr vierjährig; in den ersten beiden Jahren erfolgt die Grundausbildung, im dritten und vierten Jahr die Betriebsleiterausbildung. Besondere Bedeutung wird auf die praktische Ausbildung gelegt; eine Fremdpraxis ist daher zwingend vorgeschrieben.

Um den steirischen Bauern zu helfen, neue Entwicklungen zu nützen, hat das Land beachtliche Mittel in eigenständige Agrarfor-schung investiert. Die landwirtschaftlich-chemische Versuchsanstalt in Graz, die Landesversuchsanlage für Sonderkulturen in Wies und die Landesversuchsanlage für Obst- und Weinbau in Haidegg haben vielfach die Grundlage dafür geliefert, daß

die steirischen Bauern oft als erste neue Marktnischen nützen konnten.

Die Einheit von Förderung und Beratung gehört ebenso zu den Grundvoraussetzungen der erfolgreichen steirischen Agrarpolitik.

Von der hervorragenden Tätigkeit des Bundes Steirischer Landjugend über ein dichtes Infor-mations- und Fortbildungsprogramm in der Landwirtschaftskammer bis zur Beratung und Förderung bei betrieblichen Investitionen spannt sich der Bogen des Förderungs- und Beratungswesens, für welchen das Land Steiermark jedes Jahr erhebliche Mittel aufwendet.

Die steirische Landwirtschaft ist vor allem in der West-, Süd-und Oststeiermark durch eine kleinstbetriebliche Struktur geprägt. Ziel ist nicht Umkrempe-lung in eine großbetriebliche Landwirtschaft. Strukturpolitik heißt für uns, die Existenz klein-und mittelbäuerlicher Betriebe sichern zu helfen. Das reicht vom Wegebau über Grundzusammenlegungen, Schutz vor Uber-schwemmungen, Geländekorrekturen, Telefonerschließung, Hilfe bei Investitionen bis zum Aufbau überbetrieblicher Organisationen.

Vor 30 Jahren wurde in der Steiermark die Umstellungsaktion für Bergbauernbetriebe gestartet. Wegebau, Elektrifizierung und Telefonerschließung sind wichtig für die Erhaltung bergbäuerlicher Besiedlung.

Am wichtigsten für die Bergbauern ist die Sicherung des Absatzes der Haupterzeugnisse Milch, Fleisch und Vieh zu kostendek-kenden Preisen. Hauptproblem ist, daß der Viehabsatz immer schwieriger wird und die Preise hinter der allgemeinen Kostenentwicklung zurückbleiben. Der

Landwirtschaftsminister zögert Entscheidungen für marktentlastende Maßnahmen immer wieder hinaus.

Das Land hat in den letzten zehn Jahren mit über 300 Millionen Schilling zur Verbesserung der Markt-, Absatz- und Preissituation bei Vieh beigetragen und leistet seit 1978 jährlich 30 Millionen Schilling Direktzahlungen.

Im besonderen Interesse der Bergbauern liegt die Erhaltung eines gesunden Waldes. Schon viele Jahre vor der öffentlichen Diskussion über die Auswirkungen des „sauren Regens" wurden in der Steiermark daher entsprechende Maßnahmen gesetzt.

In letzter Zeit wurden diese Maßnahmen verstärkt, sodaß nun eine effektive Vorgangsweise innerhalb der gesamten Landesverwaltung zum Schutz des steirischen Waldes gewährleistet ist.

70 bis 80 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe in den steirischen Grenzlandbezirken haben weniger als zehn Hektar. Es gibt aber viel zu wenig außerlandwirtschaftliche Arbeitsplätze. Das Land finanziert seit vielen Jahren — zum Teil gemeinsam mit dem Bund — ein Grenzland-Förderungsprogramm und ist bestrebt, die Mittel aufzustocken. Leider gibt es gerade in so brennenden Fragen beim Bund oft taube Ohren.

So produzieren 12.000 Bauern auf rund 20.000 Hektar arbeitsintensive Sonderkulturen und sichern damit oft nur auf wenigen Hektaren unter schwierigen Arbeitsbedingungen ihre wirtschaftliche Existenz. Marktstörungen von außen stellen den Ertrag dieser Arbeit leider immer wieder in Frage. Wir fordern daher seit Jahren besseren Außenhandelsschutz für Sonderkulturen und vergleichsweise geringe Förderungsmittel.

Gesamtwirtschaftlich wären solche Förderungsmaßnahmen für die Land- und Forstwirtschaft weitaus günstiger als manche der teuren und fragwürdigen Maßnahmen der Bundesregierung unter dem Titel „Arbeitsplatzsicherung".

Der Autor ist Landesrat für Landwirtschaft und Agrarsprecher der OVP.

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