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„Fahrverbot bei Tag undNacht

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Das am Mittwoch nach achttägiger Blockade zu Ende gegangene Tag-und-Nacht-Fahrverbot durch Österreich, das italienische Transportunternehmer über sich selbst und ihre internationale Gilde verhängt haben, hat zumindest der Umwelt gutgetan: Jeder Blockade-Tag „ersparte“ auf den österreichischen Transitstrecken 11,2 Tonnen Stickoxide und über 800 Kilogramm Kohlenwasserstoffe. Umgekehrt haben die Frachter durch das Nicht-Fahren Millionenverluste eingefahren. Aber weder ist die Versorgung im süddeutschen Raum -was häufig als Argument gegen das bevorstehende Nacht-Fahrverbot ins Treffen geführt wird - noch in Österreich zusammengebrochen. Und von Verknappungen war ebenso nichts zu hören und zu lesen.

Was für kleine Frachter ruinös gewesen sein könnte, wurde für

Soße, noch dazu Anführer der Blok-de, die leicht auf einen abgestellten Lkw-Zug aus ihrer, riesigen Lasterflotte verzichten konnten, zum zusätzlichen Geschäft Über Schleich- und Umwege - siehe da: auch Über die Schweiz - wurden Frachten an ihren Zielort nördlich von Österreich chaufflert. Ein beinharter Konkurrenzkampf hinter der Fassade der Frachter-Solidarität.

Es geht auch, aber eigentlich nur nebenbei, um Transitgenehmigungen, die da wären, aber in Italien verkommen. Rom hat sich jedenfalls entschlossen, den angeblichen illegalen Handel zu untersuchen. Doch die italienischen Frachter wollen nicht ein paar Durchfahrtsgenehmigungen durch Österreich mehr, sondern den völlig unbegrenzten Transit. Dafür habe Österreich zu sorgen -und wenn die Bahntrasse asphaltiert werdenmuß.

Schon bisher nahm der Transit den Weg des geringsten Widerstandes: Nur noch drei Prozent des gesamten Lkw-Alpen-Transits gehen über die Schweiz, die das Höchstgewicht beschränkt, saftige Transitgebühren eingeführt und ein nächtliches Fahrverbot erlassen hat. Dafür entfallen auf die Eidgenossen zwei Drittel des Nord-Süd-Transits per Bahn. Durch Österreich donnern hingegen, weil wirtschaftlicher, 95 Prozent des deutsch-italienischen Lkw-Transits, minimal dabei der Anteil der Bahn. Und die Lkw-Ko-lonne wird in einem künftigen Europa noch dramatisch dichter.

Zugegeben: Österreich hat jetzt die Notbremse gezogen. Natürlich stimmt der Einwand, daß die Verkehrspolitik rechtzeitige Weichenstellungen verabsäumt hat, manches überstürzt scheint. Aber es muß immer erst etwas passieren, damit etwas passiert. Sonst hätte ja auch dieEnergiepolitik erst gar nicht des ölschocks bedurft.

Die letzten Tage haben die EG-Staaten daran erinnert, daß sie Österreich brauchen. Das soll uns selbstbewußt machen - und entschlossen. Wir müssen heute eine Lösung des Transitproblems erkämpfen, die auch bei einer Teilnahme am Binnenmarkt nicht in Frage gestellt werden darf. Einmal mehr „nach Schweizer Muster“.

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