7117676-1996_21_21.jpg
Digital In Arbeit

Bachmann in Ägypten

Werbung
Werbung
Werbung

Mit Yeats durch Irland. Mit Tucholsky durch die Pyrenäen. Mit Thomas Mann durch Lübecks Delikatessenläden. Auf Geheimrath Goethens Spuren durch Italien. Jetzt ist auch Ingeborg Rachmann solcher Ehren teilhaftig. Ein Buch über ihre Agypten-Reise hegt vor, opulent illustriert mit schwarzweißen Bildern der ägyptischen Altertümer von Kurt-Michael Westermann.

Es ist eine literarisch-fotografische Delikatesse: Die unsichtbare Bachmann, garniert mit sichtbaren Pyramiden. Auch wandelt Adolf Opel ja nicht nur auf der Bachmann, sondern auf gemeinsamen Spuren. Er beschreibt ihre und seine Beise nach Ägypten. Ein Erlebnis mit offenbar starkem emotionalem Nachhall. Daraus resultiert aber zugleich ein gewisser Hautgout: Die Beziehungsgeschichte entbehrt keineswegs völlig des Charakters einer diskreten Selbstberühmung. Es fällt schon Licht von Ingeborg Bachmann auf Adolf Opel, das Buch könnte auch heißen: Die Bachmann und ich.

Das gibt ihm einen Beigeschmack von marketingmäßiger Ausschlachtung einer Beziehung. Er wird verstärkt durch Indiskretion, welche die Beziehung zwischen Ingeborg Bach-mann und Max Frisch betrifft. Aber schließlich lebt von Indiskretion die Branche. Also kann und darf uns Adolf Opel auch ein Informatiönchen über Max Frischens sexuelle Qualitäten als wichtige Ergänzung zur Tatsache, daß er das Konzept seines Gantenbein-Romans Ingeborg Bachmann verdankte, nicht vorenthalten.

Opels Buch enthält Beiträge zur

Bachmann-Biographie von höchst unterschiedlicher Wichtigkeit. Was irritiert, ist nicht die Indiskretion, sondern die keineswegs von Selbstgefälligkeit freie Involvierung des Autors.

Doch das alles einmal beiseite: Schlüssellöcher laden zum Durchschauen ein. Bei aller Ambivalenz der Gefühle: Ich las das Buch mit Interesse und einer Portion Faszination. Die Kunst des Changierens, Andeutens, Offenlassens beherrscht Opel perfekt. Er hat es verstanden, ein Buch über Ingeborg Bachmann zu schreiben, um das man nicht herum- und in dem er als Stückelchen der Bachmann-Biographie fragmentarisch, aber kaum

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung