Corona & Malaria

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Lydia Mischkulnig sieht die Demos von heute und erinnert sich an Niki Lists Film "Malaria".

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Lydia Mischkulnig sieht die Demos von heute und erinnert sich an Niki Lists Film "Malaria".

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Die rauchenden Philosophen im Café Malaria beschreiben den Typus Mann, der mich Sinnsucherin der frühen 80er des vorigen Jahrhunderts interessiert hätte. Ich ersehnte die Loslösung von der Provinz, um im karg ausgestatteten Filmsetting Menschheitsprobleme mit Gleichaltrigen zu erörtern. New Wave hätte mich ergriffen, hätte ich mitspielen dürfen. Der Weg nach Wien war offen, die Stadt versprach heterotope Orte. Verzweiflung und Schwäche schienen abstreifbar. Die Solidarnosc existierte, die Au war noch nicht da, Waldheim unerkannt, die Führer der FPÖ noch nicht erstarkt. In ­Niki ­Lists Film „Malaria“ schien die Welt in Ordnung, Johanna Dohnal regiert mit. Im Café kam eine bunte Mischung zusammen, obwohl alle Weiße und keine Opfer österreichischer Vergangenheit waren. Trotzdem war der Film wichtig, denn die Jugend wurde gemeinsam erwachsen.

Heute gibt es den Republikanischen Club für ein antifaschistisches Österreich, die unberührte Au. Es lebt die Debatte um die Haltung der Regierungsmitglieder zur Demokratie in der EU und weltweit. Der Verfassungsschutz warnt vor der rechtsextremen Szene, die sich der Impfgegner bemächtigt, das Grundrecht der Demons­tration zerstört. Ich schau mir diese Typen an. Wer marschiert mit? Verschwörungsmythen befördern den Eskapismus, anstatt sich über innenministerliche Exkulpierung seiner antisemitischen Rhetorik zu empören und über die Einschüchterungsversuche der Gegner der Stadtstraße. Demos für Neuwahlen und Mitgestaltung der Zukunft zu Drinks aus „Malaria“ wie „der grüne Koitus“ wären cool. Die Vorverlegung des Wahlrechts zur Stärkung demokratischer Protest-Schüler(innen)! Im Film „Malaria“ war der Abort mit einem Baumgerippe und Mülltonnen als Symbol gelebter Absurdität eines Samuel Becketts ausgestattet. Rechtsextreme haben keinen Sinn dafür, sie sind pandemische Zerstörer jedes Universalismus.

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