Die umgekehrte Radarfalle

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Seit 1972 erkundet das Gallup Institut in den USA, wie glaubwürdig Zeitungen, Radio und Fernsehen sind. 1976, als Alan J. Pakula mit Robert Redford und Dustin Hoffman die Aufdeckung der Watergate-Affäre durch die Washington Post verfilmte („Die Unbestechlichen“), erreichte das Medien-Image den Höhepunkt. Denn die Recherchen von Bob Woodward und Carl Bernstein hatten Präsident Richard Nixon zum Rücktritt getrieben. Sie begründeten damit eine neue Ära des investigativen Journalismus. Und mehr als drei Viertel ihrer Landsleute vertrauten den Medien.

2016, vor der Wahl von Donald Trump, waren es weniger als ein Drittel. Der Tiefpunkt wurde noch bedenklicher durch die Differenz der Parteianhänger: Zwar hatte die Mehrheit der Demokraten Vertrauen, doch nur ein Siebtel der Republikaner. Sie unterflogen das Radar der Presse, die einhellig einen Wahlsieg von Hillary Clinton angekündigt hatte. Seitdem geht die Schere weiter auseinander – zuletzt auf 68:11 Prozent. Doch Medien leben gut damit. Die New York Times verzeichnet (digitale) Rekord-Abo-Zuwächse. Die Washington Post gehört ohnedies längst Amazon-Eigner Jeff Bezos.

Eine Lehre daraus sollte sein, auch jenen Gruppen adäquaten Raum zu geben, die ethischen Standards von Medien widersprechen – in kritischer Würdigung statt Ignoranz. Angesichts des Drei-Parteitage-Wochenendes ist die Lektion in Österreich aber nicht angekommen. Die Aufmerksamkeit fürs Hochamt der ÖVP ist infolge Chefwechsel so nachvollziehbar wie das Interesse am burgenländischen SPÖ-Event wegen des Konflikts mit der Bundespartei. Doch die Reduktion der steirischen FPÖ zur Randnotiz war falsch. Sie hatte zuletzt zwar nur 17 Prozent. Doch das waren mehr Stimmen als für die roten Nachbarn mit ihrer absoluten Mandatsmehrheit. Wer diesen Wählern keinen Platz gibt, tappt in die umgekehrte Radarfalle der amerikanischen Medien.

Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst.

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