Digitale Haltungstäter

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Richard Schmitt sprach schon zweimal dort, für Thomas Walach war es die Premiere als Diskutant bei „Links.Rechts.Mitte“ Sonntag spätabends auf Servus TV. Statt der angekündigten Grande Dame des Politikjournalismus, Anneliese Rohrer, sprang der Redaktionsleiter des Online-Magazins ZackZack beim angeblichen „Duell der Meinungsmacher“ ein, das de facto ein moderierter Vierkampf ist. Er bekam es dort immerhin auch mit Julian Reichelt, dem entlassenen Chefredakteur der Bild, zu tun.

Solche Auftritte sind Balsam für jemanden wie Schmitt, dem laut Ibiza-Video liebsten Schreiber von Heinz-Christian Strache und einstigen Krawallmacher für Heute, Krone und Oe24. Seit 2021 kämpft er als Chefredakteur des Exxpress, einem aus dem Umfeld von VP-Mäzenen finanzierten Tagesmedium, um digitale Dimensionen des Boulevards. Walach hingegen leugnet, „dazugehören“ zu wollen. „Wir sind angetreten, die Branche zu verändern, weil sie summa summarum am Sand ist“, schreibt er auf Twitter. Da hatte soeben fast die gesamte Branche das 2019 von Peter Pilz noch mit Klubmitteln gegründete ZackZack zitiert – wegen Veröffentlichung von Chats aus dem Innenministerium.

Solch investigative Leistungen veranlassten sogar den einstigen Kurier-Chef Peter Rabl zur Forderung, diese „Tageszeitung mit Haltung“ (Eigendefinition) verdiene jetzt finanzielle Unterstützung. Angesichts der Presseförderung einer VP-Parteigazette wie dem Volksblatt wirkt das folgerichtig. Doch mit „Nicht-dazugehören-Wollen“ geht sich das kaum aus. In die überfällige Reform aller staatlichen Medienhilfen ist jedes Angebot einzubeziehen, das journalistischen Standards entspricht. Die eigene Branche und Träger anderer Gesinnungen zu verunglimpfen, ist keine solche Tugend – aber eine Gemeinsamkeit der Vertreter von Servus TV, ZackZack und Exxpress. Sie müssen sich entscheiden, wozu sie gehören wollen.

Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst.

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