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Dilemma

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Es ist wieder einmal soweit. Der Kampf der Wagen und Gesänge, die X. Olympischen Winterspiele in und bei Grenoble, sind im Gang. Die Herzen der Sportfreunde schlagen höher, Fernsehen und Rundfunk feiern Hoch-Zeit.

Schatten fallen diesmal auf ein Spiel, ein Fest, das nach dem Wunsch und Willen seines Gründers dem Frieden und der Freundschaft der Völker dienen soll.

Wir meinen nicht das erbitterte Duell zwischen Österreichern, Franzosen und Schweizern bei den alpinen Bewerben in Chamrousse, das in irgendeiner Form so alt ist wie die Spiele, sondern die ungewöhnlich scharfe Art, mit der der Herr der Spiele, Avery Brundage, der Vergeschäftung des Amateursports entgegentreten will. Ihm sekundierte willfährig die FIS mit der Androhung, Skis mit Firmennamen mit Wachs überpinseln zu lassen. Eine Vorstands Sitzung zog den Ukas 48 Stunden vor Eröffnung der Spiele zurück — Skihersteller und nicht zuletzt die Sportler schmunzelten zu diesem Schildbürgerstreich ...

Weniger schmunzelnd hat Österreichs Olympia-Boß Dr. Drimmel den Brundage-Bann aufgenommen und in einer gleich scharfen Entgegnung dessen Wirklichkeitsferne und Einseitigkeit zuungunsten unserer Skiläufer angeprangert. Besonders mit ersterem Hinweis hat er ein echtes Dilemma zur öffentlichen Diskussion gestellt.

Die Wiedererweckung der Olympischen Spiele ist ein sympathischer Spätling der Griechenschwärmerei des 19. Jahrhunderts, wie auch ihr Amateurbegriff dieser Zeit zugehört. Nun hat sich gerade auf letzterem Gebiete seither einiges gewandelt. Sowohl die staatlich geförderte wirtschaftliche Stellung der Spitzensportler in den Diktaturen wie auch ihre Unterstützung durch die Erzeugerfirmen in den westlichen Demokratien zeigen, daß Hochleistungssport als hundertprozentige Amateurbestätigung im alten Sinn heute ganz einfach nicht mehr möglich ist.

Es geht also um eine neue Klärung und Grenzziehung zwischen Amateuren und Profis, und auch zwischen Sportlern und Geschäftemachern. Sie kann viel überflüssigen Hader aus der Welt schaffen. Und die olympische Flamme kann dabei ihr Feuer und ihre Wärme unbeschadet weiter spenden.

Vielleicht kann die Debatte um Grenoble dazu beitragen.

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