Eine neue Stadt bauen

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Mastodon ist wie eine neu erbaute Stadt, die erst bezogen wird.

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Mastodon ist wie eine neu erbaute Stadt, die erst bezogen wird.

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Wir leben in finsteren Zeiten. Täglich bekommen wir Belege dafür und Berichte darüber. Neuerdings werden Kulturgüter nicht nur mit Tomatensuppe angeschüttet, sondern auch von Milliardären aufgekauft. Ein Milliardär hat Twitter geschluckt und muss seither rülpsen. Es ist Zeit, ihm keinen Content zu schenken, sondern alle Tweets und den eigenen Account zu löschen. Auf Nimmerwiedersehen, Herr Milliardär. Niemand braucht Sie!

Nun aber die gute Nachricht: Unter dem Namen Mastodon wurde eine Plattform für Micro-Blogger geschaffen, die Twitter in vielem ähnlich ist, aber auch überraschend neue und sympathische Features hat. Ein wenig gewöhnungsbedürftig ist es, dass Mastodon nicht über einen zentralen Server läuft, sondern auf vielen Instanzen. Der Newsfeed ist chronologisch und wird nicht von Algorithmen manipuliert. Überhaupt ist der Quellcode von Mastodon offen, was missbräuchliche Verwendung verhindert. Der Datenschutz wird vorbildlich eingehalten: Man kann seine Nachrichten nach selbst bestimmter Zeit automatisch löschen lassen und, wenn man möchte, Follower mit eigener Genehmigung akzeptieren.

Mastodon ist wie eine neu erbaute Stadt, die erst bezogen wird. Das Klima dort ist (zumindest bisher) angenehm und respektvoll. Und ich habe die Hoffnung, dass Kultur dort mehr zum Thema wird als bei Twitter, wo der Politjournalismus regiert.

Das Schönste aber sind die Aufbruchsstimmung, die Entdeckerlust, die Neuankömmlinge, die man täglich begrüßen kann. Ich möchte noch nicht daran denken, was passiert, wenn die neue Stadt eine Weltmetropole wird. Dann wird der Herr Milliardär wahrscheinlich wieder einen Kredit aufnehmen. Bis dahin möchten vielleicht auch Sie durch die neu entstehende Stadt bummeln. Mich finden Sie unter: @dwisser@ieji.det.

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