Infos rund um die Uhr

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Peter Plaikner über „das, was fehlt“ in Österreichs öffentlich-rechtlichem Rundfunkangebot: einen wirklich puren 24-Stunden-Infokanal.

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Peter Plaikner über „das, was fehlt“ in Österreichs öffentlich-rechtlichem Rundfunkangebot: einen wirklich puren 24-Stunden-Infokanal.

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Irgendwo am Chiemsee zeigt der Umschaltversuch weg von Ö1, wie lange schon die Autofahrt über das deutsche Eck vermieden wurde. Denn B5 aktuell ist unauffindbar in der Liste der Radiosender. Erst nach mehreren Irrwegen stellt sich heraus, dass dieses Programm zur Jahresmitte umbenannt wurde – in BR24. Während Springer im TV-Sektor N24 markenpflegend, aber nichtssagend zu Welt umgetauft hat, setzt der Bayerische Rundfunk auf die Kennzahl am Ende, die auch hierzulande von Oe bis Puls Nachrichten und Infotainment rund um die Uhr signalisiert.

Zum zehnten Geburtstag von ORF III am Nationalfeiertag ist das ein zarter Hinweis auf „das, was fehlt“ in Österreichs öffentlich-rechtlichem Rundfunkangebot. Es beinhaltet keinen wirklich puren 24-Stunden-Infokanal.

Denn Ö1 ist ebenso ein Musikprogramm und ORF III eine weitere TV-Abspielstation für fiktionale autochthone Archivware. Die Konsequenz von BR24 und Phönix zu einem unverfälschten Ereignis-, Politik und Dokumentations-Spartensender fehlt.

Die Quoten geben den Österreichern recht. Ö1 hat einen Marktanteil von 10,8, ORF III von 2,8 Prozent – bei täglich 800.000 Hörern bzw. 900.000 Sehern. Von solchen Werten können die Deutschen nur träumen. Doch Public Value ist keine reine Quotenfrage. Sonst dürften die Schweizer niemals ihre Radios Swiss Jazz und Classic anbieten. Puls24 zeigt, dass es auch für ORF III einen puren Info-Publikumsmarkt gäbe (ohne Werbung). Dass Oe24 im Fernsehen den logischen ORF-Radiotitel für ein solches Programm vorweggenommen hat, zeigt, dass er im Hörfunk kaum geschäftsträchtig ist. Das muss auch nicht sein. Dazu gibt es Rundfunkgebühr. Ihre Erhöhung sorgt ab 2023 für 20 Millionen Euro mehr Programmentgelt. Dadurch sollten auch weniger „Soko Kitzbühel“ und ein klareres Informations- und Kulturprofil von ORF III möglich sein.

Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst.

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