7098624-1995_03_22.jpg
Digital In Arbeit

Literarische Varianten heimischer Heiterkeit

Werbung
Werbung
Werbung

Wer nur Sachen zum Lachen erwartet, hat sich einfach geirrt und könnte enttäuscht sein von der ernstzunehmenden Sammlung „Heiteres aus Österreich”; denn der Herausgeber Alois Brandstetter, gebürtiger Oberösterreicher, ist nicht nur ein längst bekannter und anerkannter Meister ironisch fundierter Epik, sondern auch Ordinarius für Germanistik an der Universität Klagenfurt, also Lehrer. Wenn sich jemand beklagt, weil er seinen Lieblingsautor von „Heiterem” vermissen mußte, verkennt er die Absicht des Buches. Es strebt eine möglichst vollständige Vorstellung unterschiedlicher Formen des Heiteren an, wie es einst und heute hierzulande verstanden wurde und wird: von Johann Nestroy über Robert Musil, Elfriede Jelinek, aber auch Roda Roda oder Karl Waggerl, bis zu Karl Kraus und Josef Weinheber, Julian Schütting oder Ernst Jandl.

Eine Auswahl demnach als weitläufige Galerie des handelsüblich Heiteren, in die sich verschmitzt der lehrhaft lehrreiche Ernst eines Professors versteckt. Der demonstriert Varianten österreichischer Heiterkeit, nicht aber eine vollständige Namensliste der Humoristen und ihrer Verkaufsschlager.

Mit Recht kommt in dem satirisch betitelten Abschnitt „Sportgastein oder die alpinen ,Grundlagen' des Nationalbewußtseins” (,Grundla*gen' unter parodistisch zu verstehenden Gänsefüßchen) auch Alois Brandstetter zu Wort, der bekanntlich den Sprachsport, gelinde gesagt, für ebenso wichtig hält wie der Sportfan den Körpersport; daher konfrontiert er schon im Titel seines Beitrages hämisch „Königsberg und Innsbruck oder: Der Skilauf, von der hohen Warte des deutschen Idealismus gesehen”. In der sportlichen Tat: Die bei uns populärste Art des Wintersports ist in Tirol zu Hause, und der andere Name trügt, denn es gibt keinen Abfahrtslauf von einem Königsberg. Das Buch ist also ein Slalom sehr amüsanter, jedoch anderer Art.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung