ORF: Geistige Tunnelsperre

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Medienberater Peter Plaikner meint, nur eine innere Palastrevolution kann den ORF retten.

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Medienberater Peter Plaikner meint, nur eine innere Palastrevolution kann den ORF retten.

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Wenn der ORF ein beherrschendes Thema ist, wird es merkwürdig still auf Austro-Twitter, wo die ORF-Galionsfiguren sonst den Ton angeben. Das liegt einerseits an der Auflage, sich öffentlich in keine parteipolitische Richtung zu exponieren. Anders aber lässt sich kaum gegen die willkürlich ORF-Finanzierung und -Sparauftrag verknüpfende Medienministerin Susanne Raab argumentieren. So auswechselbar sie insgesamt wirkt, bleibt sie doch immer eine Vertreterin der ÖVP. Anders lässt sich auch nicht das eigene Aufsichtsorgan kritisieren. Denn dieser Stiftungsrat ist nur theoretisch parteifern, agiert de facto aber aufgrund einer absoluten türkis-schwarzen Mehrheit unter Vorsitz des Grünen Lothar Lockl. Er hat sich nicht einmal geäußert, als seine Parteifreundin, Mediensprecherin Eva Blimlinger, noch einer Budgetfinanzierung den Vorzug gab statt der nun fixierten Haushaltsabgabe.

Die Zwitscherstille in eigener Unternehmenssache entstammt andererseits aber einer gefährlichen Außensicht sogar der reflektiertesten Mitarbeiter von Österreichs weitaus größtem Medienhaus. Sie unterscheiden zu wenig zwischen Konstruktivität zum, Kritik am und Kampagnen gegen den ORF. Allenfalls grundsätzliche Bedenken zur parteipolitisch beeinflussten Gremien-Konstruktion werden geteilt. Dass diese aber nur der Kopf eines stinkenden Fisches sei, gilt als Subordination. Aber nicht infolge Majestätsbeleidigung von Generaldirektor Roland Weißmann. So etwas erntet nur Mitleid bis heimliche Schadenfreude. Doch die Hinterfragung der Gesamtstruktur des ORF wird in ihm durchwegs als eigennützig hinterhältiger Angriff statt als unternehmensdienliche Entwicklungshilfe betrachtet. – Solch geistige Tunnelsperren trüben sogar noch den Tunnelblick. Der ORF kann sich nicht mehr allein selbst helfen. Er braucht Hilfe von außen, um zu überleben. Die besten Kräfte von innen müssen dazu die Palastrevolution ausrufen.

Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst.

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