Pegasus im Sinkflug

Auf dem Weg zur großartigen Donau-Ausstellung im Prunksaal der Nationalbiblio­thek kam ich unlängst an einem anderen Relikt habsburgischer Herrlichkeit vorbei, dem Renaissancehof der Stallburg, wo bis heute die Hengste der Hofreitschule wohnen. Der Zustand des Hofes aus dem Jahre 1563 entspricht, dachte ich mir, dem Zustand der Institution: Diente der Umbau der untersten Arkaden in offene Boxen noch dem Tierwohl, war die Stahlkon­struktion für das mobile Dach ein bloß dem Kommerz geschuldeter Anschlag auf die Integrität des Gebäudes. Heute dient der prächtige Hof als Lager- und Parkplatz für Gabelstapler und Pkw. Und über allem schwebt ein überdimensionaler weißer Kitsch-Pegasus aus Styropor aus den Bundestheater-Werkstätten, Dekoration eines Adventmarkts 2019 und offensichtlich zum Dauer-Provisorium geworden.

Die ­Hofreitschule, die, ganz ohne „Sideletter“, vor drei Jahren eine gute Bekannte des türkisen Kanzlers, die Ex-Ehefrau eines roten Ex-Kanzlers, zur Chefin erhalten hat, musste sich ­letzten Herbst ausgerechnet vom Rechnungshof sagen lassen, dass der wirtschaftliche Druck zu einer Überlastung der Schulhengste geführt habe, diese aber zeitweise infolge Bewegungsmangels nicht artgerecht gehalten würden. Schon unter ihrer Vorgängerin aus der Hotelbranche hatte die Tochter des Aufsichtsratsvorsitzenden einen Lipizzaner der Reitschule gekauft, ebendort ausbilden lassen und selbst Reitunterricht erhalten. Der zweite Geschäftsführer dazu: „Die Besitzerin nimmt fallweise auf dem Pferd Platz. Ich würde das nicht als Reitunterricht bezeichnen.“ Das Sittenbild der Republik im kaiserlichen Erbe. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Vater wegen Untreue, der trat zurück. Die Quadrille im TV-Neujahrskonzert war kümmerlich. „Offener“ wollte die neue Leiterin die Hofreitschule machen. Macht sie doch endlich wieder besser!