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Als die heimliche Bemühung der Freiheitlichen um internationale Unterstützung ihres ­nationalen Anliegens ruchbar wurde, war ich gerade auf einer Tagung in der ­Ukraine. Die längste Zeit hatten wir unsere Gastgeber bedauert, weil sie nun einen professionellen Komiker als Staatspräsidenten aushalten müssen; mit einem Mal verkehrte sich das Verhältnis, jetzt waren wir die Opfer einer „Politik“ jenseits aller Berechenbarkeit. Wir Österreicher waren uns einig: Was die Herren da planten, war Hochverrat, Landesverrat, Heimatverrat an „die Russen“. Die Verwerflichkeit dessen war zwar den ukrainischen Kollegen unmittelbar eingängig, offenkundig aber nicht den Wählern der FPÖ. Weder die Verlogenheit des rotweißroten Heimatschutz- und Trutzgetues hat sie abgeschreckt noch die schmierenkomödiantische Performance im Fach Konspiration.
In seinem ORF-Interview – noch vor Platzen der Ibiza-Bombe – hat Jan Böhmermann auf die Frage, was das sei, Komödie mit Machtanspruch, gemeint: „autoritäre Politik“. Der Vize­kanzler könne nicht auf Facebook Haarsträubendes von sich geben und nachher behaupten, das sei ein Witz gewesen: „Politiker machen keine Satire, Politiker machen Politik.“ Dabei hat Böhmermann aber selber erkannt, wie schwer es ist, die Gewaltentrennung zwischen Profi und Amateur, zwischen freiwilliger und unfreiwilliger Komik durchzuhalten, und „Hajott Strache“ den „österreichischen Chefsatiriker“ genannt. „Holen wir uns Österreich zurück!“ lautete Böhmermanns Wahlaufruf an die „deutschen Volksgenossen“ für die Romy 2018, und heuer im April hat er in seiner Romy-Dankbotschaft mit den Anspielungen auf Koks, Krone und Ibiza damit Ernst gemacht. Ein Rollentausch scheint vollzogen: Der Satiriker macht Ernst aus staatspolitischer Verantwortung – und der Politiker stellt sich und seine Verkommenheit schamlos outrierend als Realsatire dar.

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