Kurt Falk hat sein Medienimperium - „Die ganze Woche" und „täglich Alles" - auf einen kompromißlos-kämpferischen Anti-EU-Kurs vergattert. Das ist seine Sache. Der Kampf wird wenig zimperlich imd mit allen Mitteln geführt, auch mit Schwindel und faulem Zauber.
Den Umstand zum Beispiel, daß sich der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl allgemein für einen Beitritt Österreichs zur Europäischen Union angesprochen hat, schusterte „Die ganze Woche" im März zu Titelstoiy und Titelzeile: „Der deutsche Kanzler Kohl: Ich will den Anschluß Österreichs!" Wörtliches Zitat.
Nichts dergleichen hat Kohl gesagt. Und schon überhaupt nichts zur „Ganzen Woche". Der Presserat, von dem dieser Fall aufgegriffen vmrde, hat das Verfahren zuletzt mit der Feststellung beendet, daß durch diese Veröffentlichung „die Berufspflichten der Presse grob verletzt und das Ansehen der Presse schwer geschädigt" worden ist.
Das eindeutige und historisch belastete Wort „Anschluß" ist auch - unabhängig vom Verfahren - einei* „Woche"-Lese-rin aufgestoßen. Auf ihren Leserinnenbrief erhielt sie von der Falk-Zeitung eine Antwort von aberwitziger Ungeheuerhchkeit. Jetzt wirklich wörtlich: „Wir haben das Wort ,Anschluß' natürlich absichtlich gewählt, denn mit der Entfernung der Grenze zum Deutschen Reich, der Abschaffung unserer Währung und dem Austausch unserer Reisepässe findet der Anschluß an Deutschland statt, da wir uns, im Unterschied zu allen anderen EU-Staaten, vom Deutschen Reich sprachlich nicht abgrenzen." Schwachsinn? Nein, Geisteshaltung und Geisterhaltung unter dem Falk^Dach.
Solche deutschen Ängste sind umgekehrt dem Kärntner Hei-matdienst in seinem EU-Abwehrkampf fremd, den plagen ganz andere psychopathische Wahnvorstellungen; daß - sollte nach Österreich auch eirmial Slowenien der EU beitreten - „Kärnten in Gefahr!" ist: „Dann ist die Karawankengrenze, für die unsere Väter gekämpft haben, beseitigt!"
Übelste Hetzerei und Brunnenvergiftung. Und auch werm manche Argumente der EU-Befürworter Schwächen haben: wenigstens sind sie nicht so schwachsinnig.
