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USA auf dem rechten Heg

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Der US-amerikanische Mittelstand ist von Zukunftsangst befallen. Diese Krankheit zeitigt erste Folgen. Das Immunsystem wird gegen eine vermeintliche Wohlfahrtspolitik der gegenwärtigen Administration aktiviert - mit politischen Lähmungserscheinungen. Die Un- durchschaubarkeit des Computer- Zeitalters und die Furcht, mit der High-tech-Welt nicht zurecht zu kommen, den Arbeitsplatz zu verlieren, den Kindern keine Zukunft mehr bieten zu können, läßt nach einfachen Lösungen schreien.

Wohlstandsverteidigung und Besitzstandswahrung war daher der gemeinsame Nenner vieler Wortmeldungen republikanischer Kandidaten beim Kongreß-Wahlkampf. Der Wähler ging willig mit. Altbekannte Phrasen „Weg . mit dem Staat!“, „Runter mit den Steuern!“, „Schluß mit der Wohlfahrt anderer auf meine Kosten!“, „Mehr Härte gegenüber Kriminellen!“ übertönten die von den Demokraten nur zaghaft vorgebrachten positiven Wirtschaftsdaten. Das Ergebnis ist bekannt. Den Kongreß dominieren nun die Republikaner. Als Sprecher des Repräsentantenhauses wird ab 4. Jänner der Fundamentalist Newt Gingrich agieren.

Der Geschichtsprofessor hat ein sehr einseitiges Ge- schichts- und Menschenverständnis, das aber offenbar der gegenwärtigen amerikanischen Grundstimmung entspricht. Parallelen zu ziehen (siehe Seite 1), ist erlaubt. Gingrich steht für Rechtschaffenheit, Arbeitsmoral, für das Wissen, was Gut und Bös ist, kurz: für die amerikanischen Tugenden, die seit der Studentenrevolution 1968 gefährdet erscheinen.

Und Gingrich weiß auch, wo die „Feinde der normalen Amerikaner“ sitzen: es sind die Vertreter der „liberalen Gegenkultur“, an deren Spitze „Wende“-Präsident Clinton samt Hillary steht. Auf dieser Klaviatur spielt Gingrich bravourös.

Die Zukunftsangst der Amerikaner ist natürlich etwas Reales, über das kein Politiker ungestraft hinwegsehen darf. Der Einzug eines pseudofrommen Fundamentalismus in den Kongreß ist die Ant-wort des Wahlvolkes auf politische Ignoranz. Damit soll Amerika - Vorbild für die übrige Welt - wieder auf den rechten Weg gebracht werden.

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