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Weisheit in Rot-Weiß-Rot

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Österreichs Sport flaggt Rot-Weiß-Rot.

Mit 6 Gold-, 4 Silber- und 5 Bronzemedaillen, also 15 von insgesamt 24, d. i. 62,5 Prozent aller verfügbaren und 75 Prozent aller Goldmedaillen, haben unsere Skifahrerinnen und Skifahrer bei den Weltmeisterschaften in Chamonix gegen stärkste internationale Konkurrenz den größten Erfolg errungen, den eine Sportnation jemals in den alpinen Skiwettbewerben hat erringen können — und das nicht mit einem Wunderkind, sondern mit einem geschlossenen, disziplinierten Team.

Millionen Hörer sind am Sonntag den Vorgängen im Rundfunk und Fernsehen gefolgt, vom Vormittag bis in die späten Nachmittagstunden. Unsere besten Rundfunk- und Fernsehreporter standen am Rand der Piste und stemmten sich verzweifelt gegen die Tücken der noch lange nicht idealen technischen Gegebenheiten.

Immer wieder schleppten sie unsere siegreichen „Buam“ und „Madin“ vors Mikrophon oder die Fernsehkamera.

Und da geschah das Erfreuliche: Glücklich, aber erschöpft, strahlend,

aber doch irgendwie verlegen und wortkarg, wußten die Befragten so gar nichts Fesches, Aufregendes oder gar Sensationelles von sich und ihrer Leistung zu erzählen. Die Reporter mußten ihnen förmlich die Würmer aus der Nase ziehen.

Viel mehr aber als: „Man muß lange kämpfen, bis man so weit ist“, „Heut hab' ich einen guten Tag gehabt“, „I hab's halt laufen lassen“, „Ja, freilich hab' i a Freud“ war beim besten Willen aus ihnen nicht herauszuholen. Was denn auch? Sie leben und arbeiten jahrüber so wie wir, trainieren im Winter, fahren zu Konkurrenzen und siegen oder verlieren. Aus.

Und das ist das Schöne, das Menschliche an der ganzen Sache: daß in Chamonix keine smarten, beredten, publicitygewohnten Stars und Halbgötter durchs Ziel gegangen sind, sondern einfache Sportler und bescheidene Menschen, im Zivilberuf Köche, Holzfäller und Studentinnen, die sich das Wort vom Munde sparten — Weltmeister der Disziplin und Schweigsamkeit, Träger von Gold und Silber der sportlichen Weisheit: Heute ist es beim einen „g'laufen“, morgen ist wieder der. andere dran.

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