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Wem nützt ein Boykott?
Am Freitag wird die FPÖ die Wiederwahl Christof Zer-' nattos zum Kärntner Landeshauptmann blockieren. Und noch ist nicht ausgeschlossen, daß sie diese Kür nicht durchgängig boykottieren wird, um den Landtag in der Wahrnehmung seiner verfassungsrechtlichen Aufgabe lahmzulegen und Neuwahlen zu erzwingen.
Ein demokratisches Grundverständnis, das überhaupt eine solche Obstruktionspolitik ins Auge j fassen läßt, schafft Gänsehaut. Soll jetzt, nachdem bereits Ansehen und Glaubwürdigkeit der Politik heruntergewirtschaftet worden sind, auch noch der eben erst gewählte Landtag gesprengt werden?
Bei allem Verständnis für die bittere freiheitliche Enttäuschung über die Zweitagsfliege und für den Polit-Kater, der dem maßlosen Siegesrausch der Vorwoche refolgt ist: Den Maßstab, den die ?PÖ an ihr gepl atztes Bündnis mit der ÖVP angelegt hat, muß sie jetzt - alles andere wäre verlo-geii - auch für den Pakt zwischen SPÖ und ÖVP gelten lassen. Und da hat ausdrücklich gegolten, daß eine Blockade „weder elegant noch dem Land Kärnten zuträglich gewesen" wäre. "¥ Tenn die Leidenschaft zur W Tür hereintritt, rettet T T sich die Vernunft sprichwörtlich durch das Fenster. Diesen Fluchtweg haben Michael Ausserwinkler und Christof Zer-natto jetzt mit ihrer Vereinbarung gewählt. Nicht sie haben zusammengefunden, sondern Jörg Haider hat sie zusammengetrieben. Das allein verdient noch keine Anerkennung.
Anerkannt gehört aber, daß die Aufteilung der politischen Verant-. wortung insgesamt dem Kärntner Wahlergebnis vom 13. März bei der Ausserwinkler-Zernatto-Eini-gung - im Gegensatz zum Hai-der-Zematto-Pakt - wesenthch besser entspricht. Keine Spur von Demütigung der FPÖ, wie sie imigekehrt der SPÖ zugemutet worden wäre.
Im Kampf um Herrschaft haben drei ehemalige Du-Freunde die Herrschaft über sich verloren. Darunter wird Kärnten noch lange leiden. Man befetzt und beflegelt sich - so als hätte man im vorigen Dezember nie beschworen, sich um eine bessere politische Kultur zu bemühen.
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