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Wir sind das „Spielzeug“

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Neue bissige Texte des Kärntners Egyd Gstättner.

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Neue bissige Texte des Kärntners Egyd Gstättner.

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Egyd Gstättner nennt seinen neuen Sammelband „Spielzeug“, aber man darf sich nicht spielen mit ihm und seinen immer gefährlichen Texten: Jeder von ihnen versucht, einen Umstand als Übelstand zu entlarven, und dann (wenn der Versuch gelungen ist) stellt sich heraus, daß die Würdenträger Larventräger waren. Ob Satire, Groteske oder beinharte Polemik: die gewählte Diktion dieses Autor ist immer genau so grotesk wie das Aussehen der Leute mit Ansehen.

Der Schlaganfall des Hauptdarstellers in einer „Jedermann-Auf- führung wäre als Literaturkritik zu verstehen, weil wir doch „nur selten einen 24stündigen Handlungsspielraum vom Sensenmann eingeräumt bekommen“, nein, der „Tod läßt sich von Hofmannsthal nichts vorschreiben, der Tod fällt ungeniert aus der Rolle.“ Ja, mancher glaubt, eine große Rolle zu spielen und ist bloß ein Komödiant, wendig permutiert Egyd Gstättner unsere Redewendungen, durch jede Wiederholung holt er zu einem Schlag aus, der über das rhetorische Vorbild Thomas Bernhard weit hinaus zur schlagenden Pointe wird. Der Autor macht sich unlustig über manche verbrauchten Bräuche, daß es eine Leselust ist, nimmt sich selber nicht aus.

Der Geistesarbeiter? Sein Arbeitgeber „ist der Geist.“ Leider „drückt er sich vor Lohnverhandlungen“, so daß „der Eigenbrötler als Brotberuf problematisch geblieben ist“. Hoffnungslose Hoffnung: „der Geistesarbeiter geht nicht in Pension, sondern in die Geschichte ein.“ Gstättners Wort in der Geschichte Ohr!

SPIELZEUG

Fon Egyd Gstättner.

Edition S. Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei, Wien 1994.

192 Seiten, öS 248,-.

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