Wissen, glauben, predigen

Werbung
Werbung
Werbung

„Wer nichts weiß, muß alles glauben“ – diesen Slogan haben die „Science Busters“ der Ebner-Eschenbach gefladert. Jedenfalls habe ich meine anfängliche Corona-Informationsaskese mit immer akuter werdender Epidemiegesetzauslegung aufgegeben. Dabei misstraue ich keineswegs prinzipiell der Strategie unserer Regierung. Ich reagiere nur allergisch auf ihre Rhetorik und den paternalistischen Predigtton: „Alternativlos“ ist einem demokratischen Gemeinwesen grundsätzlich gar nichts. Wer auf die Straße geht, ist kein „Lebensgefährder“, und wer sein Handy nicht dem Roten Kreuz anvertraut, verweigert sich nicht der Lebensrettung. Es gibt keine einfache Rechnung Geld oder Leben: Der Shutdown wirkt sich auch auf häusliche Gewaltpotenziale und auf Selbstmordrisiken aus. Ein grüner Gesundheitsminister setzt die Polizei auf österliche Zusammenkünfte in Privatwohnungen an – zuletzt scheinen die regierenden Herren ebenso übermotiviert wie überfokussiert.

Der Virologe meines Vertrauens Alexander Kekulé hat sich in seinem MDR-Podcast unaufgeregt und ausführlich zu aus seiner Sicht Notwendigem und Überflüssigem geäußert. Er hat früh für Schulschließungen plädiert und tritt nun für ein überlegtes Aufwecken aus dem künstlichen Tiefschlaf ein: mit OP-Masken im Betrieb wie im frequentierten öffentlichen Raum (obwohl noch ohne Beweis für den Nutzen), dem Schutz der Risikogruppen, Schnelltests für alle und Grenzkontrollen. Für „reinen Aktionismus“ hält er das ins Spiel gebrachte Handy-Tracking, das zu viele irrelevante Kontakte melden würde. Von solch fundierter Skepsis angesichts viral verbreiteter Grundrechtsattacken würde ich gern mehr erfahren hierzulande. – Eigenwillige Wege geht übrigens die Regierung von Peru: Männer und Frauen dürfen dort nur noch abwechselnd auf die Straße. Vermutlich hält man Covid-19 für eine Geschlechtskrankheit.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung