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Feier einer Niederlage?

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Wann beginnt das Herz des Kindes zu schlagen? Etwa in der vierten Woche der Schwangerschaft. Nur sieben Prozent der Bevölkerung wissen das, A kademikersind ebenso unwissend wie andere. Da tut A ufklarung not!

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Wann beginnt das Herz des Kindes zu schlagen? Etwa in der vierten Woche der Schwangerschaft. Nur sieben Prozent der Bevölkerung wissen das, A kademikersind ebenso unwissend wie andere. Da tut A ufklarung not!

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Am 11. Mai 1977, vor vier Jahren also, lehnte die Regierungspartei kraft ihrer parlamentarischen Mehrheit das bislang größte Volksbegehren ab. Es ging, wie erinnerlich, um den Schutz des Lebens auch vor der Geburt, es ging um die Fristenregelung.

Die Aktion Leben, die die Trägerin des Volksbegehrens war, erlitt eine Niederlage. Feiern wir also seit dem 11. Mai 1977 einmal jährlich eine Niederlage?^

Nichts könnte von der Wahrheit und vor allem von der Absicht, die mit dem „Tag des Lebens“ verbunden ist, weiter entfernt sein. Aus der Niederlage sollte etwas Positives gemacht werden - und so wurde es auch seither gehalten. Der Tag des Lebens ist für uns Verpflichtung, einmal im Jahr zusätzliche und ganz spezielle Anstrengungen zu unternehmen, um beharrlich und aufklärend darauf hinzuweisen, daß ungeborene Kinder Menschen sind.

Zwar erklären sozialpolitische Politiker immer wieder, daß auch für sie die Abtreibung gesellschaftspolitisch nicht wünschenswert und keine Methode der Familienplanung sein soll; außer den verbalen Bekenntnissen geschieht aber nichts, was der Bevölkerung klar machen könnte, warum man nicht abtreiben, warum man Empfängnisverhütung betreiben und nicht Abtreibung als Geburtenregelung betrachten soll.

Es wäre natürlich der Regierung freigestanden, so wie es eine Konsumentenfibel oder eine Anti-Raucher-Kampagne gibt, einen Informationsfeldzug durchzuführen, dessen Ziel es sein müßte, zu begründen, warum die „Abtreibung keine Lösung“ ist. Das wurde aber bisher nicht gemacht, es ist auch - soweit bekannt - nicht geplant.

Der Schlüssel zum Verständnis dafür, warum so viele Menschen dennoch gegen die Abtreibung sind, liegt in der Tatsache, daß die persönliche Geschichte jedes Menschen nicht erst bei seiner Geburt, sondern bereits bei seiner Empfängnis beginnt. Ungeborene Kinder sind Menschen, die in einer an deren Umwelt als die geborenen leben; sie sind Menschen, die aber derzeit hochgradig gefährdet sind und eines speziellen Schutzes bedürfen.

Die Aktion Leben zeigt heuer zum „Tag des Lebens“ die Parallele zwischen dem Raumfahrer und dem ungeborenen Kind auf: Beide sind von anderen Menschen abhängig, beide leben in einer von uns verschiedenen, für sie aber geeigneten Umwelt.

Das Wissen über die Entwicklung des ungeborenen Kindes ist noch immer sehr gering und die Vorstellung, daß jeder Keim im Mutterleib zuerst niedrige Entwicklungsstufen durchläuft und erst allmählich zum Menschen wird, geistert noch immer in vielen Gehirnen herum.

Längst hat die Wissenschaft diese These Haeckels widerlegt. Univ.-Prof. Blechschmidt: „Jeder menschliche Keim ist vom ersten Augenblick an und in jeder Phase seiner Entwicklung eindeutig Mensch. Was sich im Laufe dieser Entwicklung ändert, ist nur das Erscheinungsbild, nie aber das Wesen."

Alles, was der Mensch bei seiner Geburt bereits kann, wurde schon ab den ersten Lebenswochen entwickelt. In der körperlichen Entwicklung sind auch die Ansätze menschlichen Verhaltens, Fühlens und Denkens eingeschlossen. Ein Neugeborenes kann nur deshalb trinken, greifen, schreien und strampeln, weil es das alles schon lange geübt hat. Lange ehe es geboren wird, reagiert ein Kind auf seine Umwelt, lernt es fühlen, schmecken, sehen und hören. Es schläft und träumt und wacht in seinem persönlichen Rhythmus.

Heuer und in den nächsten Jahren wird die Aktion Leben zum „Tag des Lebens“ alle Österreicher dazu aufrufen, über Parteigrenzen hinweg auf ein Ziel hinzuarbeiten: den Anspruch aller, auch der ungeborenen Kinder, auf Liebe, Achtung, Fürsorge und Schutz verständlich zu machen.

Die Autorin ist Generalsekretär der „Aktion Leben".

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