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Feierstunde in Salzburg

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Salzburg gedachte Herbert von Kara-jans, des Vaters der Osterfestspiele, der dieser Tage seinen 85. Geburtstag gefeiert hätte. Und im Mittelpunkt des Festivals der Berliner Philharmoniker stand eine Feierstunde mit Ka-rajans Lieblingswerk der letzten Jahre, dem Deutschen Requiem von Johannes Brahms. Claudio Abbado und die Berliner Philharmoniker waren geradezu ein Herz und eine Seele: Schwachstellen in den einzelnen Orchestergruppen, die im vergangenen Jahr empfindlich gestört hatten, fielen diesmal kaum auf; der Klang des Ensembles hatte unverwechselbare Fülle und schwelgerische Pracht. Die Bögen der sieben Sätze wurden spürbar zur großen Architektur. Ein Hauch des Klang-Erbes Karajans wurde spürbar, das umso brillanter wirkte, als Abbado lebendige, frische Tempi wählte und Brahms geradezu dramatisch aufgeputscht präsentierte. Solide der Wiener Staatsopernchor, kultiviert die Solisten Elizabeth Norberg-Schulz und Bryn Terfel.

Enttäuschender hingegen waren die beiden anderen Konzerte der Berliner Philharmoniker bei den Osterfestspielen. Eines davon mit Richard-Strauss-Werken unter Claudio Abbado, das andere mit Symphonien von Beethoven und Schostakowitsch unter Sir Georg Solti. Beethovens Symphonien neu zu erarbeiten, hatte Sir Georg im vergangenen Jahr versprochen. Nun führte er die „Zweite" auf: Er zwängte Beethoven in einen starren Tempo-Raster, in dem er mechanisch musizieren ließ. Alles klang eckig, steif und schroff. Und das Orchester spielt, als hätte es das Werk bloß einmal nebenbei geprobt.

Immerhin nach einem Feuerwerk mit grellen Farben und viel effektvollem Gekrache klang Schostako witschs V. Symphonie: Wenigstens das Paradewerk der „neuen Sowjetkunst" geriet zum pompösen Theaterspektakel.

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