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Eigentlich wären wir am vergangenen Wochenende gern mit Freunden nach Brünn gefahren. Nicht nur wegen des authentischen Flairs, der schönen Jahrhunderwendehäuser und der noch schöneren Villa Tugendhat, sondern wegen der Kulinarik. Die Freunde, alte Tschechien-Fans, wollten uns in die Genüsse des Svíčková einweihen, des böhmischen Rindsbratens mit Oberssauce und orgiastischen Knödeln. Doch aus diversen Gründen wurde es nichts. Und so saßen wir da, warfen Hendlteile auf den Grill und schauten ORF.
Es sollte unser Schaden nicht sein. So spannend wie ein Home-Video aus Ibiza und eine vor sich hinbröselnde Regierung kann kein Svíčková sein. Auch nicht der Song Contest. Irgendwann huschten zwischen Ballhausplatz und Küniglberg-Impressionen grellgelb gewandete tschechische Hipster und eine zypriotische Chanteuse im Domina-Style über den Äther, aber das verschwitzte T-Shirt von Heinz-Christian Strache war doch noch interessanter.
Wie kommen solche Gedanken in den Kopf eines Vizekanzlers? Und wie kann man ein solches Inneres in einer fremden Villa so nach außen kehren? Vermutlich nur, wenn man keine Airbnb-Erfahrung hat. Kundige Nutzer dieser Untervermietungs-Plattform wissen laut Standard längst, wie man Kameras und Wanzen in fremden Zimmern aufspürt. Mit Hilfe eines Smartphone-Blitzlichts lassen sich in Stromsteckern, Weckern, Rauchmeldern und Pflanzen versteckte Spione leicht detektieren. Und das WLAN des Gastgebers könnte einen Hinweis darauf geben, welch klandestine Geräte sonst noch im Netz hängen. Wer weiß, was uns in Brünn erspart geblieben ist. Feuchtfröhliche Gespräche über Oberssaucen – das hätte die Menschheit gerade noch gebraucht.

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