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Fernsehen macht brutal
Weltweite Erfahrungen mit dem Fernsehen wurden in einer US-Studie gesammelt. Fazit: Viel Fernsehen führt zu Brutalisierung und verringert Lern- und Lesefähigkeit.
Weltweite Erfahrungen mit dem Fernsehen wurden in einer US-Studie gesammelt. Fazit: Viel Fernsehen führt zu Brutalisierung und verringert Lern- und Lesefähigkeit.
Mütter und Väter, die noch Zeit für ihre Kinder haben, werden sagen, das hätten sie Schon immer gewußt. Aber ganz so klar war es bisher nicht, ob und wie im TV gezeigte Gewalt die Sprößlinge beeinflußt. Lange Jahre hielten sich die Studien pro und kontra „TV-Gewalt zeugt Aggression" etwa die Waage. Jetzt neigt sich die Schale eindeutig für die Fernseh-warner: Ein Bericht des US-Bun-desihstitutes für geistige Gesundheit (NIMH) stellt fest, daß Fernsehen gewalttätiges und aggressives Verhalten der Kinder fördert und obendrein deren Lernfähigkeit beeinflußt.'
Dieser Bericht fällt ins Gewicht, weil er zehn Jahre weltweite Forschung zu diesem Thema zusam-
menträgt und auswertet. Es muß allerdings sofort hinzugefügt werden, daß der Bericht mit Blick auf das US-Fernsehen verfaßt worden ist. Von elf Gewaltandrohungen pro Fernsehstunde (im Schnitt) und zwei Dritteln der Helden mit raschen Fäusten und/ oder Waffen ausgerüstet sind wir in Österreich noch weit entfernt.
Was aber auch für Österreich gilt, ist die Art und Weise, wie Kinder von gezeigter Brutalität beeinflußt werden:
• Alles, wasBelohnungnachsich zieht (Erfolg eines Verbrechens oder Ausübung von Druck mit Unterwerfung des Unterdrückten), wird von Kindern nachgeahmt.
• Sehr junge Kinder, die Motive für eine Gewalttat noch nicht erkennen, imitieren einfach die Gestik.
# Je häufiger Kinder fernsehen (hier wieder ein großer Unterschied zwischen den USA und Österreich, wo die Dauer im Schnitt viel geringer ist), desto eher nehmen sie Brutalität als Normalverhalten hin.
Übrigens werden auch die Erwachsenen animiert — man vermutet, nicht durch den Nachahmungstrieb wie bei den Kindern, sondern durch die einfache Tatsache, daß bei Gewalt zeigenden Filmen die Erregung steigt. Das Problem dabei ist, daß man die Adrenalinproduktion nicht mit dem Fernsehknopf abschalten kann.
Betroffen vom Fernsehen ist auch die Lernfähigkeit der Kinder. Eine vergleichende kanadische Studie über drei Orte - ohne Fernsehen, mit einem Kanal und mit vier Kanälen versorgt — zeigt, daß TV-Bombardement die sprachliche Ausdrucksfähigkeit vermindert. Zahlreiche angeführte Studien bestätigen, daß mit steigendem Fernsehkonsum die Lesefähigkeit und die Leistungen in der Schule sinken.
Keineswegs jedoch läßt sich aus dem NIMH-Bericht eine Rechtfertigung für jegliches Fernseh-
verbot ableiten. Die meisten herangezogenen Arbeiten betonen, daß begrenzte TV-Stunden mit Erwachsenen — Erklärung während der Sendung und Besprechung nachher — die Ausdrucksfähigkeit und die Vorstellungskraft der Kinder steigern.
Auch zum Thema Rollenverhalten und Karrierevorstellungen enthält der Bericht etliches, das, nebenbei bemerkt, die österreichische Frauenstudie über das ORF-Programm voll bestätigt.
Da die Mehrzahl der Hauptrollen männliche Kraftlackel mit einem Naheverhältnis zur Gewalt sind, sehen die Kinder in diesem Bild das Führer- und Karriereideal. Buben wie Mädchen. Für die Mädchen sind zu, wenige erfolgreiche und wichtige Vorbilder zu finden. Da es fast nur Dienstleistungsfrauen im TV gibt, müssen sich Mädchen, wenn sie „etwas werden wollen", mit den harten Männern der Hauptrollen identifizieren. Und laut NIMH-Bericht tun sie es auch. Da sich aber bereits Drei- bis Sechsjährige, naturgemäß kritiklos, Stereotype aneignen, sind TV-Kinder weit rollenfixierter als Nicht-TV-Kinder.
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