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Fest für Schubert
ImmerwiederfürDiskussionsstoff gut ist die Schtibertiade Hohenems mit ihren heuer 31 fast durchwegs ausverkauften Veranstaltungen in Hohenems und Feldkirch. Das Vorhaben der Festivalleitung, in neun Konzerten zyklisch all jene Lieder Schuberts aufzuführen, die er selber veröffentlicht hatte, brachte zwar manche unbekannte Liedperle an den Tag, den Interpreten hingegen die Mühe, diese Lieder neu einzustudieren und genau in den von Schubert gewählten und mit Opus-zahlen versehenen Liedgruppen mit oft dürftigem dramaturgischen Zusammenhang vorzutragen.
Dennoch herrschte am Schluß fast einhellig Wonne darüber, daß dem
Liederfürsten wieder voll Rechnung getragen wurde, in hochkarätigen Darbietungen von Arleen Auger, Thomas Hampson, Robert Holl, Peter Schreier und der jungen Ge-nerationmitdenBaritonen Olaf Bär und Andreas Schmidt sowie dem Tenor Uwe Heilmann, der heuer mit einer profunden „Schönen Müllerin“ nun endgültig den Sprung ins internationale Liedfach geschafft hat.
Außerhalb der Reihe boten Dietrich Fischer-Dieskau und Alfred Brendel als das derzeit vielleicht kompetenteste Gespann für Schuberts „Winterreise“ eine Stemstunde des Liedgesanges, maßstäblich auf Jahre und neue Dimensionen eröffnend. Brigitte Fassbaender hatte sich, mit etwas weniger Glück, an den fast durchwegs aus Männer-liedem bestehenden „Schwanengesang“ gewagt, der Countertenor Jochen Kowalski näherte sich als Exote unter den Liedersängem via Mozart, Bellini und Beethoven der Musik Schuberts.
Auf sehr hohem Niveau standen fünf Konzerte, in denen das Tokyo-String-Quartett sämtliche Streichquartette Schuberts aufführte. Da-gegenblieben „I Solisti Veneti“ unter Claudio Scimone weit hinter den Erwartungen zurück.
Spektakulär verlief die österreichische Erstaufführung des Orchesterwerkes „Rendering“ durch das Concertgebouw-Orchester unter Nikolaus Harrtoncourt. Der Italiener Luciano Berio „spiegelte “ darin Schuberts Sinfoniefragmente von 1828 in seiner eigenen Tonsprache und schuf damit eine geniale Verbindung zwischen der Musik Schuberts und der künstlerischen Ausdrucksform unserer Zeit.
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