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Festspielfabrik ohne Impulse!

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Salzburgs Festspiele sind zu Ende. Zum Abschluß noch eine bravouröse Orchesterparade des Israel Philharmonie und des Boston Symphony Orchestra, der Berliner und Wiener Philharmoniker mit Dirigenten wie Bernstein, Ozawa, Karajan und Doh- nanyi; Maurizio Pollini mit einem denkwürdigen Schubert-Schu- mann-Abend, Fischer-Dieskau mit Hugo Wolfs Goethe-Liedern … Natürlich enormer Publikumsansturm auf jedes Konzert und auf die letzten Opemauf- führungen.

Eher in aller Stille hat sich inzwischen das Direktorium der Salzburger „Festspielfabrik” mit Karajan an der Spitze für die nächsten sechs Jahre zementiert..

Ubersieht man in Salzburg also weiterhin, daß die Festspiele ein wenig frischen Wind ganz gut brauchen könnten?

Daß heuer Karajans „Aida”, die „Figaro”-Wiederaufnahme und Maximilian Schells Schnitzler-Regie des „Weiten Landes” danebengegangen sind, steht außer Frage. Daß hier mehr und mehr - wenn auch glanzvolle - Konzerte stattfinden, die im Grunde nur Wiederholungen aus dem Alltagskonzertleben in Wien, München, Berlin oder sonstwo sind, ist auch kaum zu bestreiten. Denn so exemplarische Aufführungen wie James Levines Interpretation der Berlioz-Totenmesse oder Ozawas Bravourleistung mit Berlioz’ Damnation de Faust” sind eine Seltenheit. Dabei müßten sie das Festspielniveau bestimmen.

Man wird in den kommenden Jahren allerdings wenigstens etwas mehr auf neue Musik schauen: Cerhas Brecht-Oper ,ßaal” und Luciano Berios Oper „Der König horcht” sollen hier uraufgeführt werden, zu Emst Kreneks Geburtstag 1980 will man seinen „Karl V.” wenigstens konzertant präsentieren. Daneben dringen aber auch immer mehr Werke in den Festspielplan ein, die eigentlich mit dem Salzburger Konzept Hofmannsthals, Reinhardts und Strauss’ kaum noch etwas zu tun haben. Ponnelle wird 1980 „Hoffmanns Erzählungen” inszenieren, Karajan 1981 Verdis „Falstaff”. Es trifft also wirklich zu, was „Opernführer” Marcel Prawy so treffend über Salzburg formulierte: ,ßin Festspielkonzept? - Gute Werke in guter Besetzung! Damit hat es sich!” Man kann sich schwerlich verstellen, daß das Hofmannsthal und Reinhardt genügt hätte.

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