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Feststimmung, Stille, Diskussion und Gebet

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In wenigen Monaten - vom 26. bis 28. Juni - findet in Graz der Steirische Katholikentag 1981 statt. Seit gut drei Jahren bereiten sich Pfarren, Dekanate, geistliche Gemeinschaften und Gruppen auf dieses Ereignis vor.

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In wenigen Monaten - vom 26. bis 28. Juni - findet in Graz der Steirische Katholikentag 1981 statt. Seit gut drei Jahren bereiten sich Pfarren, Dekanate, geistliche Gemeinschaften und Gruppen auf dieses Ereignis vor.

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Bereits 1977 wurde die Idee eines Katholikentages allen diözesanen Gemeinschaften und kirchlichen Gremien zum Überdenken und zur Beratung vorgelegt. Am 4. März 1978 hat der Di- özesanrat die Zustimmung gegeben. Daraufhin wurde mit einer breit angelegten Ideensammlung begonnen.

Zwei Waschkörbe voll mit Ideen, Vorschlägen und Anregungen waren das Ergebnis. In einem Hirtenbrief im Jänner 1979 faßte Bischof Johann Weber Absicht und Ziel des Katholikentages folgend zusammen: „Der Katholikentag ist Sache des ganzen Volkes Gottes. Bereiten wir uns und dem ganzen Land Tage des Gesprächs, der Dankbarkeit, der Freude und der Hoffnung. Zugleich aber sollen auch die ernsten Fragen, mit denen wir leben, ausgesprochen werden“.

Bald, aber nicht ohne Widerspruch, hatte man sich für ein Motto entschieden: „Ein Fest der Brüderlichkeit“. Brüderlichkeit - ein Wort, das immer in Gefahr ist, mißdeutet und mißachtet zu werden, gab es doch in der früheren und jüngeren Geschichte der katholischen Kirche in der Steiermark manche Auseinandersetzung, die christlich-brüderlichen Geist vermissen ließ.

Das Leitwort des Katholikentages heißt aber nicht, Standpunkte zu verwischen . Es darf auch keineswegs als lediglich sentimentaler Wunsch nach Geborgenheit verstanden werden. Es bedeutet mehr Nachbarlichkeit, mehrTo- leranz, mehr Gerechtigkeit und vor allem mehr Liebe.

Brüderlichkeit gehört zu den Urwor- ten des christlichen Glaubens: „Nur einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder“ (Mt 23,8). Jesus nennt sich Meister, er weist den Weg, er ist die Wahrheit. In den letzten Monaten vor dem Katholikentag gilt es, neu aufzubrechen, die „Umkehr der Herzen“ redlich zu versuchen. Erst dann ist es möglich, sich im vollen Sinn des Wortes Bruder und Schwester zu nennen.

Je mehr unser Herz nach dem Herzen Christi geformt ist - und das will das Katholikentagssignet, zwei Herzen, die von einem großen umfaßt werden, sagen - um so größer wird die Kraft der

Kirche sein, zu neuer Hoffnung die Tür zu öffnen.

In der Zeit der Vorbereitung ist vieles geschehen. Es gab groß angelegte und gut besuchte Pfarr- und Dekanatsfeste. Es gab Wallfahrten und Treffen, Vorträge und Diskussionen, Wettbewerbe und Aktionen, geistige und geistliche Erneuerung in Pfarren, Dekanaten, Gemeinschaften und Gruppen.

Hunderttausendfach wurde versucht, unter dem Signet der drei Herzen die Schwerpunkte der Vorbereitung auf den Katholikentag „Gespräch überden Zaun“, „Erneuerung des Sonntags“ und „Umkehr der Herzen“ unter die Leute zu tragen. In der Fastenzeit ist derzeit ein lokales ORF-Studienpro- gramm bemüht, in zahlreichen Gesprächsgruppen diese Vorbereitung zu intensivieren.

Beim Katholikentag selbst werden Grazer Pfarren und Familien die Auswärtigen Gäste beherbergen. Einladung und Begegnung schon vor dem Katholikentag schaffen ein christliches Klima, meint ein Teilnehmer eines derartigen Treffens. Manche Bekanntschaft wird geknüpft, mancher Kontakt wird bleiben und so mancher wird vielleicht dadurch im Glauben gestärkt.

Der Katholikentag selbst soll vieles enthalten, was zum Stil unserer Zeit gehört. Es sollen auf diesem Katholikentag Vertreter aller Konfessionen, der Parteien, verschiedener Weltanschauungen zu Wort kommen können. Die kritisch Glaubenden wie die gläubig Kritischen, die Suchenden, die Zweifelnden und die Verzweifelnden sollen Platz haben. Und schließlich auch jene, die in der Kirche einfach gläubige Gemeinschaft suchen.

Der Katholikentag wird ebenso Großveranstaltung wie Gespräch im kleinen Kreis sein, bunte Feststimmung und Ort der Stille, öffentliche Diskussion und privates Gebet.

Und eingeladen sind alle: groß und klein, alt und jung, Gesunde und Behinderte. Wir werden Referate hören und diskutieren, wir werden in festlicher Stimmung sein, auf Straßen und Plätzen musizieren und tanzen und in großer Zahl . Eucharistie feiern. All dies

aber nicht zur Selbstbestätigung und Schaustellerei, sondern weil jener Gott, an den wir Christen glauben oder zu glauben versuchen, selbst unser Bruder geworden ist.

Der Autor ist Generalsekretär des Steirischen Katholikentags.

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