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Feuerwehr am Golf

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In Teheran zeigt man sich außerordentlich befriedigt über die Ergebnisse der Gespräche zwischen dem Schah und USA-Präsident Richard Nixon im Weißen Haus in Washington. Die Vereinigten Staaten hätten die selbstübernommene Vormachtrolle Persiens im Nahen und Mittleren Osten formell anerkannt. Durch die in,der amerikanischen Hauptstadt getroffene Vereinbarung über die Lieferung von hundert weiteren „Phantom-V“-Karopf-flugzeugen zum Stückpreis von zweieinhalb Millionen Dollar wird der Iran seine Luftflotte auf 180 Maschinen dieses Typs aufstok-ken und zur stärksten Luftmacht der Region — noch vor Israel — werden.

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In Teheran zeigt man sich außerordentlich befriedigt über die Ergebnisse der Gespräche zwischen dem Schah und USA-Präsident Richard Nixon im Weißen Haus in Washington. Die Vereinigten Staaten hätten die selbstübernommene Vormachtrolle Persiens im Nahen und Mittleren Osten formell anerkannt. Durch die in,der amerikanischen Hauptstadt getroffene Vereinbarung über die Lieferung von hundert weiteren „Phantom-V“-Karopf-flugzeugen zum Stückpreis von zweieinhalb Millionen Dollar wird der Iran seine Luftflotte auf 180 Maschinen dieses Typs aufstok-ken und zur stärksten Luftmacht der Region — noch vor Israel — werden.

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Die Gesamtzahl der von der iranischen Luftwaffe eingesetzten Kampfflugzeuge, die sich damit auf knapp dreihundert Maschinen erhöht, enthüllt das strategische Konzept Teherans: Der Iran versteht' sich als Feuerwehr gegen etwaige revolutionäre Gleich gewichtsverän-derungen in dem Gebiet zwischen Hindukusch und Persergolf. Dabei verläßt sich der Schah vor allem auf die überdurchschnittliche Beweglichkeit seiner Streitkräfte, die durch ein hochmodernes Versor-gungs- und Nachschubsystem mit gutausgerüsteten Etappenflugzeugen, Transportflugzeugen und einer umfangreichen Hubschrauberflottille abgesichert ist.

Die Teheraner Regierung machte zum Abschluß der Washingtoner Besprechungen noch einmal öffentlich klar, daß sie sich durchaus nicht als Platzhalterin westlicher Interessen in diesem Gebiet betrachtet, anderseits aber jeder gewaltsamen Veränderung der gegenwärtigen Machtverhältnisse an ihren Grenzen entgegentreten wird. Diese Warnung richtet sich insbesondere an den benachbarten Irak und seine revolutionäre Wühlarbeit sowohl am Schatt el-Arab als auch in den Persergolf-Emiraten. Aber auch weitere Zerfallserscheinungen im Nachbarland Pakistan will man hier nicht hinnehmen. Würde der neue republikanische Machthaber in Kabul die afghanischen Ansprüche auf die pakistanischen Gebiete jenseits des Khyber-Passes mit Gewalt durchzusetzen versuchen, müßte er mit dem Eingreifen des Iran rechnen.

Von besonderem Interesse für den Westen ist das iranische Versprechen, den Erdölreichtum des Landes nicht als politisches Druckmittel zu mißbrauchen. Dieses Versprechen sichert nicht nur für absehbare Zeit die Rohölversorgung Japans und Westeuropas sowie Israels (das gleichfalls ein guter Kunde Persiens ist), sondern verdirbt auch den arabischen Lieferanten das politische Konzept. Sofern es diesen künftig' lediglich um angemessene Preise geht, können sie sich auf die Unterstützung Teherans verlassen. Sollten sie an ihre Lieferungen jedoch politische Bedingungen knüpfen, müssen sie damit rechnen, daß Persien seine Produktion erhöht und dadurch ein eventuelles Energiemanko in Westeuropa ausgleicht.

Im arabisch-israelischen Konflikt will der Schah jedoch weiterhin strikte Neutralität üben. Der Iran unterstützt die Existenzberechtigung Israels in Palästina, ist über die mangelnde Verständigungsbereitschaft der Jerusalemer Regierung jedoch zunehmend besorgt. Der Iran würde es gern sehen, wenn sich die USA zu einer separaten Vermittlungsaktion außerhalb der Vereinten Nationen entschließen könnten. In Teheran sieht man im Scheitern einer einheitlichen UN-Resolution zur Nahostfrage einen wichtigen Gefahrenfaktor, und in der wachsenden Entfremdung zwischen USA und arabischem Nationalismus eine neue Chance für die sowjetische Nahostpolitik. Fängt Washington diese besorgniserregende Entwicklung nicht rechtzeitig durch eine eigene Initiative (einschließlich entschiedenen Drucks auf Jerusalem) auf, werde ein vierter Nahostkrieg immer wahrscheinlicher. Aus dieser Haltung spricht' vor allem die Sympathie für die Regierung Sadat in Ägypten, von der man in Teheran glaubt, daß sie für absehbare Zeit die einzige sei, die einem Friedensschluß in Palästina grundsätzlich nicht abgeneigt ist.

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