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FILM

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Höhepunkte „außer Programm”

Am Freitag beginnt im Wiener Kosmos-Kino eine „Woche des tschechoslowakischen Films” mit dem Streifen „Einsamkeit am Waldesrand” des Oscar-Preisträgers Jiri Menzel. Um diesen Film hatte es ursprünglich einige Aufregung gegeben, da die Tschechen den Streifen den Veranstaltern - der Aktion „Der gute Film” - von Haus aus für die Eröffnung zugesagt hatten, ihn aber dann zurückziehen und gegen einen politischen Propagandafilm auswechseln wollten. Die harte Haltung der Veranstalter erreichte schließlich eine Einhaltung des ersten Programmkonzepts, so daß die Woche mit dem 1976 auf zwei Festivals bewährten Jiri-Menzel-Film einen würdigen Auftakt finden wird. Weitere Höhepunkte des Programms, das bis 10. März täglich einen anderen Film bringt, versprechen die Streifen „Passen wir zusammen, Liebling?” von Peter Schullhoff, „Zwei Welten im Hotel Pazifik” von Janusz Majewski und „Ecce Homo Homolka” von Jaros- lav Papoušek zu werden.

Seit 1. März läuft eine Veranstaltung des österreichischen Filmmuseums, zu der man ihrem Initiator, Peter Konlechner, nur herzlich gratulieren kann. Ihm ist es gelungen, die umfassendste Alfred- Hitchcock-Retrospektive zu programmieren, die jemals gezeigt wurde. 48 der insgesamt 53 Filme des englischen Altmeisters des Spannungsfilms werden bis 23. März im Filmsaal der Wiener Albertina in täglich zwei Vorstellungen (18.30 und 20.30 Uhr), während des „Viennale’’-Zeitraums (24. März bis 3. April) in täglich vier Vorstellungen (15, 17, 19 und 21 Uhr) zu sehen sein. Das genaue Programm ist im Foyer der Albertina erhältlich, Hitchcock-Fans werden guttun, sich rechtzeitig Karten zu besorgen.

Das „normale” Wiener Kinoprogramm bietet nichts außergewöhnliches. Halbwegs positive Erwähnung verdient der letzte Jean-Ga- bin-Film „Zwei scheinheilige Brüder”, in dem der vor wenigen Monaten verstorbene französische Schauspieler, der sich gut vier Jahrzehnte als internationaler Spitzenstar gehalten hat, noch einmal alle Register seiner mimischen Meisterschaft zieht. Er verkörpert einen seiner bewährten ulkigen Ganoven, der mit einem Kumpan aus dem Gefängnis ausbricht, als Bischof verkleidet nach Rom will, dabei aber in eine Flugzeugentführung gerät, wegen seiner tapferen Bewährung dabei straffrei ausgeht, aber in der Ewigen Stadt nicht den großen Coup landen kann, den er erhofft hatte. Manche guten Ideen und Pointen des Drehbuchs finden in der Inszenierung nicht die adäquate Umsetzung, aber das Vergnügen an Gabin, seinem Partner Jean-Claude Brialy und das Wiedersehen mit Danielle Darrieux ergibt insgesamt doch einen recht guten „Schmunzelfilm”, der alle Peinlichkeiten der Verkleidung vermeidet.

Wenig zum Schmunzeln und kaum etwas zu lachen gibt es hingegen - sicher gegen die Intentionen der Autoren - bei dem aufwendigsten Film, der je von einer österreichischen Firma hergestellt wurde. Nicht weniger als 40 Millionen verschlang das neue Franz-Antel- Opus „Casanova & Co.”, mit relativ geringer Beteiligung der BRD, Italiens und Frankreichs hergestellt Der mit zahlreichen Stars (Tony Curtis in einer Doppelrolle) gedrehte, üppig ausgestattete Film präsentiert einen impotenten Casanova und daneben einen Doppelgänger, der um so reicher an Manneskraft ist. Dieses Hauptmotiv wird in jener plumpen Manier ausgeschlachtet, das man schon aus Antels „Wirtinnen”-Filmen hinlänglich kennt.

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