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Finale in Salzburg

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Pierre Boulez und Claudio Abbado traten zum Festspielfinale an: Vier Konzerte zum Thema „Wurzeln der klassischen Moderne“. Boulez, der schnell zum Liebling des Festspielpublikums avancierte (was die Festspielchefs eigentlich auch 1993 nüt-« zen sollten), präsentierte sich mit dem Los Angeles Philharmonie Orchestra, dem er in harten Proben jenen Schliff gab, den das Orchester unter dem jungen Esa-Pekka Salonen vermissen ließ; und er debütierte zum Abschluß bei den Wiener Philharmonikern mit Strawinskys „Lied der Nachtigall“, Debussys „Trois Nocturnes“, Bartöks „Wunderbarem Mandarin“ und seinem eigenen „Livre pour cordes“.

Boulez - ein Klangmagier der unbegrenzten Möglichkeiten. Ein Präzisionsfanatiker, bei dem jede Phrase, jede Geste, jede Farbstimmung makellos sitzen. „Stimmung erzeugen“ wird für ihn überflüssig. Denn seine analytische Genauigkeit und die Klarheit seiner Darstellungen gewinnen im kostbaren Klang der Philharmoni-

ker überirdisch schönes Leuchten. Man kann hoffen, daß die Begegnung der beiden zu einer späten Liebe wird!

Claudio Abbado kam mit seinen Berliner Philharmonikern: Ganz dürften die beiden noch nicht zueinander gefunden haben. Das spürte man in Debussys „Mademoiselle ėlue“ (mit Maria Ewing und Gabriele Sima) und Ravels „Daphnis und Chloe“. Abbado verlor sich in Details, vernachlässigte die großen Spannungsbögen; im Orchester störten Schlampereien. Souveräner wirkte er in Mahlers „Kin-dertotenliedem“ (mit dem grandiosen Mezzo Marjana Lipovšeks) und Janäöeks blechblitzender „Sinfo-nietta“.

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