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Firmlinge - Kirche von morgen?

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In der Zeit um Pfingsten firme ich viele junge Menschen. Ich denke mir oft dabei: Das ist die Kirche von morgen. Ich sage das auch gerne in der Predigt, bekomme jedoch kaum spürbare Zustimmung. Und doch ginge es bei der Firmung wesentlich darum, ein bewußteres Glied der Kirche zu werden.

Wie sollen das aber solche verstehen, die sich auch heute noch ohne viel religiöse Motive firmen lassen? Wir müßten Jugendlichen und Eltern noch deutlicher sagen, daß das Sakrament der Reife nur Sinn hat, wenn es aus eigenem Antrieb erbeten wird.

Noch nachdenklicher macht mich aber, daß viele wissen, daß Firmung etwas mit ihrem Glauben und ihrer persönlichen Beziehung zu Gott zu tun hat, der Kirche gegenüber jedoch so skeptisch sind. In Briefen vor der Firmung haben sie mir sehr offen Gründe dafür genannt:

„Die Pfarre (Kirche am Ort) will uns nicht, wie wir sind, sondern wie wir nach Meinung der .Hierarchie', der .Frommen' sein sollten. Man erwartet von uns gleich, daß wir .fertige, reife Christen' seien und läßt uns keine Zeit zum Wachsen. Kirchliche Gemeinschaft macht unser Leben nicht reicher, sondern engt es eher ein durch Vorschriften, Gebote, ständige Mahnungen. Die Gottesdienste sind oft langweilig und geben uns nichts fürs Leben. Die offizielle Kirchensprache ist uns fremd.

Mit unseren Problemen setzen wir uns in der Gemeinde nicht durch. Wir werden nach den

Werten beurteilt, die die ältere Generation als lebenswert und einzig richtig ansieht. Was uns bewegt, zählt nicht, wird als zu wenig religiös abgetan. Über Sexualität reden und denken wir anders und das hat auch Konsequenzen für unser Verhalten. Die Kirche aber erleben wir noch immer als leibfeindlich. Sie verurteilt nahezu alles, was mit Sexualität zusammenhängt."

Ich lese viele Vorurteile heraus. Aber offenbar gibt es Anlässe, daß sich solche bilden: enttäuschende Erfahrungen in der eigenen Pfarre, Aussagen mancher Verantwortlicher in der Kirche, einseitige, mitunter sogar gelenkte Medienberichte über kirchliches Geschehen.

Eine Firmgruppe schrieb mir: „Was wir in der Firmvorbereitung an christlichen Werten vermittelt bekommen haben, erleben wir in den Pfarrgemeinden und vor allem in der Gesellschaft sehr wenig: zum Beispiel Nächstenliebe, Offenheit füreinander, Gerechtigkeit, in Frieden miteinander und untereinander leben."

Jedes Jahr zur Firmungszeit wird erneut diskutiert, welche Voraussetzungen junge Menschen mitbringen müßten, die gefirmt werden wollen. Müßte man nicht auch die Voraussetzungen in den Gemeinden prüfen, wie Kirche dort erfahrbar ist und ob Jugendliche ebenda auch wirklich lebendigere Glieder werden können oder dürfen?

Wenn ich firme, denke ich nicht nur an die Kirche von morgen sondern auch in Sorge an die Kirche von heute.

Tod durch Verwechslung

(ski)- Trauer in Mexiko und in der Weltkirche: Den 66j ährigen Erzbischof von Guadalajara (Mexiko), Kardinal Juan Jesus Posadas Ocampo, kostete eine Verwechslung das Leben. Hatte es zunächst geheißen, der Kardinal sei zufällig bei einer Schießerei zwischen Drogenhändlern tödlich getroffen worden, als er den Nuntius vom Flughafen abholen wollte, ergab die Untersuchung, daß es ein gezielter Anschlag auf das Auto von Posadas Ocampo war. Die gedungenen Killer hatten es allerdings nicht auf ihn, sondern auf Joaquin „Chapo" Guzman, den Chef eines Drogenkartells, abgesehen, der sich am gleichen Tag in der Nähe aufhielt und dessen Limousine und Kleidung der des Kardinals ähnelte.

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