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Sprechen Sie Deutsch? Im Deutschen existieren rund 50 Millionen Termini technici. In an- deren Sprachen ist dies nicht an- ders. Können Maschinen die Funk- tion des Übersetzens übernehmen?
Am häufigsten fallen europaweit technische Übersetzungen in den Sprachen Deutsch-Englisch an; danach kommt Englisch-Deutsch, Deutsch-Französisch und Deutsch-
Spanisch. Mit Expertensystemen (maschinellen Systemen, die sich das Wissen eines Experten zunutze machen und danach gewisse Ab- läufe selbständig lösen können) hat man es geschafft, solche Überset- zungen künstlich zu erledigen. Auf den ersten Blick sieht das unpro- blematisch und einfach aus: War- um soll eine Maschine nicht lernen können, zu lernen; beziehungswei- se in weiterer Folge, zu übersetzen?
Was ist Lernen eigentlich?
Eine klassische Definition des amerikanischen Sprachwissen- schafters Marvin Minsky lautet: Learning is making useful changes in our minds (Lernen verursacht positive Veränderungen in unserem Geist). Lernen kann auf jeden Fall als Schlüssel zu intelligentem Ver- halten verstanden werden.
Was der Computer selbst - oder vielmehr das System - dabei „ler- nen" kann, ist, wie bestimmte Funktionen am effizientesten rea- lisiert werden können. Grundlegen- de Regeln und Eigenschaften der elementaren Algebra „kennt" der Computer. Das System versucht nun, durch Sammeln von Daten, durch Experimente und Beweisver- suche selbständig neue Prinzipien in einem Fachgebiet (wie zum Bei-
spiel der Übersetzung) zu finden. Je klarer der Ersteller von Dokumen- tationen seine Informationen direkt und ohne Verlust zu vermitteln imstande ist, desto exakter fällt dann auch die Maschinen-Überset- zung aus. Ein Beispiel für so ein System (für technische Fachüber- setzungen) ist das Programm „Metal" von Siemens. Es führt Rohübersetzungen durch und lie- fert damit die Grundlage für den Fachübersetzer, der sich dann nur noch um die Nach-Redaktion kümmern muß.
Das System erhält den Ausgangs- text über Datenfernübertragung, Blattleser oder auf Diskette und liest ihn ein. Das Programm hat einen anderen linguistischen An- satz als herkömmliche Systeme: Es
übersetzt nämlich nicht Wort für Wort, sondern vergleicht zunächst alle Interpretationsmöglichkeiten in einem Satz. Solange, bis eine plausible Interpretation des gesam- ten Satzes gefunden ist. Mittels integriertem Expertensystem läßt sich das Wörterbuch aktualisieren und erweitern. Die Arbeitsplätze sind menügesteuert und können auch von Übersetzern bedient wer- den, die keine speziellen EDV- Kenntnisse haben.
Ein Textverarbeitungspro- gramm, das auch für Übersetzer und exportorientierte Firmen ge- eignet sein soll, muß nicht nur komfortabel sein, sondern auch mit mehreren Sprachen gleichzeitig arbeiten können. Dazu gehören auch ungarische oder polnische Sonderzeichen oder gar der kyrilli- sche Zeichensatz.
Bisher mußten Anwender meist auf kostspielige Spezialhardware zurückgreifen, um mehrere Spezial- sätze gleichzeitig nutzen zu kön- nen. Spezialprogramme für Über- setzer boten zudem weder den
Komfort noch den Leistungsum- fang der einsprachigen Textverar- beitungsprogramme.
Eine neue Version des Program- mes Komforttext stellte die Firma Zenith data Systems auf der CeBIT in Hannover vor: Mit einer inte- grierten Übersetzungshilfe lassen sich schwer merkbare Fachaus- drücke wie „Hubkolbeneinspritz- pumpe" beim Schreiben automa- tisch in die jeweilige Zielsprache umsetzen. Außerdem können meh- rere Sprachen (auch Griechisch, Kyrillisch und Arabisch) in einem Text gemischt werden. Auf Tasten- druck kann man dann zwischen den Sprachen umschalten und sogar von rechts nach links schreiben.
Computer können dem Menschen viel Arbeit abnehmen. Eines steht aber dennoch fest: Niemals werden sie ihn auch nur in Ansätzen erset- zen können. Denn zu den - im EDV- Bereich so vielzitierten - Termini „Kommunikation" und „Interak- tion" gehört mehr als ein künstlich noch so intelligentes „Kastl".
Die Autorin ist Redakteurin der Zeitschrift „Computerwelt"
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