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Forschungsschwerpunkte „Bodenforschung -Bodenbiologie"

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Der Boden ist neben der Luft und dem Wasser die wichtigste Lebensgrundlage. Aufgrund zahlreicher Umweltprobleme, die zum Beispiel im-Waldsterben und in der zunehmenden Boden- und Grundwasserverschmutzung sichtbar werden, kommt der Bodenforschung große Bedeutung zu. Es geht vor allem um die wissenschaftliche Erforschung biologischer Umsetzungen im Boden zur langfristigen Sicherung der natürlichen Bodenfruchtbarkeit und einer gesunden Nahrungsproduktion sowie zur Erhaltung wichtiger weiterer Bodenfunktionen, die zum Beispiel dem Schutz des Grundwassers dienen.

In diesem Zusammenhang spielen die Lebewesen im Boden eine große Rolle, da sie in der Lage sind, Nährstoffe für die Pflanzen verfügbar zu machen und Schadstoffe im Boden abzubauen. Dadurch schützen sie das Grundwasser und verhindern, daß gefährliche Substanzen in die Nahrungskette gelangen.

Das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung hat vor zwei Jahren Arbeitsgruppen eingesetzt, die sich mit dem Problemkreis Bodenforschung-Bodenbiologie befassen. Aus diesen Arbeitsgruppen, die auch mit' internationalen Organisationen und Forschungsprogrammen in engem Kontakt stehen, wurde ein Forschungskonzept erarbeitet, in dem zwei Fragenkomplexe unterschieden werden können: die bodenökologische Grundlagenforschung und die angewandte Agrarbodenforschung. Durch gezielte Verknüpfung beider Forschungsaktivitäten sollen Grundlagen für eine ökologisch orientierte Bewirtschaftung des Bodens erarbeitet werden, wobei österreichische Wissenschaftler aus den verschiedensten Fachbereichen der Biologie, der Geo-wissenschaften und der Land- und Forstwirtschaft zusammenarbeiten sollen.

|m Rahmen der Grundlagenforschung ist beabsichtigt, die Wechselwirkungen zwischen physikalischen, chemischen und mineralogischen Bodeneigenschaften und dem Bodenleben zu bestimmen und hierbei insbesondere verschiedene Bodentiere, große und kleine, bis hin zu Mikroorganismen, im einzelnen zu erfassen und ihren Beitrag zu Umsetzungsprozessen im Boden festzustellen. Da diese Forschungen im wesentlichen auf agrarisch genutzten Böden konzentriert werden sollen, spielen hier Fragestellungen, wie mechanische Bodenbearbeitung, chemische Bodenbehandlung mittels Dünge- und Pflanzenschutzmittel sowie andere Fragen eine wichtige Rolle, da im einzelnen erfaßt werden soll, wie die Bodenorganismen auf solche Einflüsse reagieren. Von Bedeutung ist hierbei, daß viele Bodentiere sehr empfindlich auf äußere Einflüsse reagieren und hiermit sowohl als Indikatoren für Bodenbelastungen, als auch gezielt zur Sanierung oder Verbesserung von Bodenschäden oder Bodenbelastungen herangezogen werden können.

Dazu sind unter anderem Untersuchungen nötig, mit denen man sowohl im Freiland als auch im Labor die spezifische Rolle verschiedener wichtiger Lebewesen in den Böden erfassen und analysieren kann. Als besonders aufschlußreich haben sich sogenannte Mikrokosmos-Experimente erwiesen, bei denen Substratproben so im Boden exponiert werden, daß sie jeweils nur von bestimmten Organis-men-(größen)klassen erreicht und umgesetzt werden können. Solche Versuche erlauben eine sehr gute Abschätzung der biologischen Aktivität von Böden. Sie setzen aber die Kenntnis und methodisch verschiedenartige Erfassung der Bodenorganismen voraus: Einzeller, diverse Wurmtypen, Tausendfüßer, verschiedenartige Insekten und Milbenformen spielen je nach Bodenart und Bewirtschaftung sehr unterschiedliche Rollen und in-teragieren dabei mit Mikroorganismen, Bodenpilzen und Pflanzenwurzeln.

Im Bereich der angewandten Agrarbodenforschung sollen gezielt einzelne spezilische agrarische Nutzungseinflüsse auf Böden untersucht werden, wobei hier auch Fragen der Kompostierung und weitere praxisrelevante Probleme von Bedeutung sind. Ein zentrales Ziel ist die Erarbeitung von wissenschaftlich abgesicherten Entscheidungsgrundlagen, um die derzeitigen zahlreichen Probleme im agrarischen Produktionsbereich, insbesondere Bodenbelastungen und teilweise auch Bodenschäden, beheben zu können. Es ist ein Ziel, einzelne Forschungsergebnisse direkt in die landwirtschaftliche Praxis umzusetzen.

Der Forschungsschwerpunkt „Bodenforschung-Bodenbiologie" ist Teil des umfassenden Umweltforschungsprogramms des Wissenschaftsministeriums und steht in engem Kontakt mit weiteren, ökologisch orientierten Forschungsbereichen wie zum Beispiel der Erforschung von Oberflächengewässern, der Umweltmeteorologie, der Agrarökologie sowie zahlreichen technologischen Schwerpunkten, zum Beispiel der Umwelttechnik.

Auskünfte:

Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung, c/o Dr. Christian Smoliner, A-1014 Wien, Freyung 1, Tel. 531 20/2249 DW

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