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Fortbildung als Humaninvestition
Oft wird heute „Erwachsenenbildung“ in „allgemeine“ und „berufliche“ Bildung getrennt und als etwas Gegensätzliches, sich Ausschließendes, angesehen, obwohl der vermeintliche „Dualismus“ in der Erwachsenenbildung von der Praxis schon längst überholt ist und grundlegend neuer Interpretation bedarf. Auf der einen Seite beschäftigen sich heute schon jene Institutionen, die traditionell „private“ Bildungswege anbieten, mit Themen, die der beruflichen Aus- und Weiterbildung zuzuzählen sind. Auf der anderen Seite fördern Unternehmungen zunehmend die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter über die rein fachspezifische Ausbildung hinaus, wie Seminare für Persönlichkeitsbildung, Menschenführung, Fremdsprachen und auch schon Seminare über gesellschaftspolitische und volkswirtschaftliche Themen.
Sicherlich kann diese Verschmelzung von privater und beruflicher Bildung zu einem kaum mehr trennbaren Begriff „Erwachsenenbildung“ als logische Entwicklung unserer Zeit bezeichnet werden. Die gesellschaftlichen, ökonomischen und politischen Umwälzungen erfordern eine ständige Aus- und Weiterbildung eines jeden Einzelnen. Lebenslanges Lernen macht auch im Beruf nicht halt. Die „Macht des Faktischen“ erfordert ein geschlossenes System der Erwachsenenbildung zur Erhaltung und Sicherung demokratischer, politischer, kultureller und ökonomischer Verhältnisse, durch mündige, mobile und urteilsfähige Bürger.
Aus- und Weiterbildung ist auch im einzelnen Unternehmen wesentliche Voraussetzung für die Selbstverwirklichung des Einzelnen und Produktivi tätssteigerung, wie Krisensicherung im Unternehmen. Zunehmend greift diese Erkenntnis auch in österreichischen Unternehmungen Platz. Betriebliche Ausbildung wird heute in wesentlich größerem Umfang von Unternehmungen als sinnvolle „Humaninvestition“ gefördert, als allgemein- hin bekannt ist. Eine erste Studie auf diesem Gebiet zeigt auf, daß von 160 befragten Unternehmen ab 100 Beschäftigten etwa 80 bis 90 Prozent schon die überbetriebliche Bildung ihrer Mitarbeiter’ fordern. Innerbetriebliche Aus- und Weiterbildung forderten - im Zeitpunkt der Erhebung - Großbetriebe zu 75, Mittelbetriebe zu 51 und Kleinbetriebe zu 38 Prozent.
Dabei nimmt die Bildungsforderung der Unternehmungen an Inhalt und Umfang laufend zu. Die jüngste Erhebung auf diesem Gebiet zeigt auf, daß österreichische Unternehmungen 1976 allein für Führungskräfteausbildung über 60 Millionen Schilling an österreichische Management-Institute und -Trainer an Teilnehmergebühren erbracht haben. Einen wesentlichen Anteü an dieser Summe haben Seminare für Persönlichkeitsbildung, wie Rhetorik, Arbeitstechniken, Kommunikation und Fremdsprachen. Der Konsum zeigt deutlich die Entwicklung der betrieblichen Bildungsforderung von rein fachspezifischen Themen zu weitreichenden Themen auf.
Der „Dualismus“ - betriebliche und private Bildung - ist im Verschwinden. Spätestens mit einer auch in Österreich gesetzlich geregelten „Bildungsfreistellung“, die für jeden Arbeitnehmer einen Bildungsanspruch vorsieht, wird der Begriff nur mehr beschränkt zu Verwenden sein.
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