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Fortsetzung von Seite 10

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FURCHE unter seiner Leitung wie später, ist nicht zuletzt die Geschichte kleinerer und größerer politischer Wirkungen, die mit FURCHE-Artikeln, oft Leitartikeln, mitunter aber auch kleinen Glossen, erzielt wurden. Dies in einer Zeit, in der sich die österreichische Innenpolitik noch von einem Zeitungsartikel' erschüttern ließ: die Haut ist bekanntlich dicker geworden.

So etwa hat ein Leitartikel Friedrich Funders in der Ausgabe vom 14. November 1953 innerhalb weniger Tage zum Rücktritt des damaligen Außenministers Dr. Karl Gruber geführt, der soeben als amtierender

Minister mit der Veröffentlichung eines Memoirenbuches einen argen Fehltritt begangen hatte. Funder begann mit den Worten: „Der Herr Bundesminister für Auswärtige Angelegenheiten, Herr Dr. Karl Gruber, ist amtsmüde geworden. Er wird demnächst aus seinem Amte scheiden. Nicht ganz unerwartet und in gewissem Sinne verständlich. Wenn man durch acht Jahre dem gesetzten Ziel nicht näherkommt, kann man verdrießlich werden und sich eine Veränderung wünschen. Die auswärtigen Angelegenheiten unseres Landes sind ein steiniger Acker, auf dem Lorbeer schlecht gedeiht.“

Funder warf Gruber vor, aus Selbstgefälligkeit und Ehrgeiz seinen Parteifreund Altkanzler Figl verunglimpft, zu haben.

Knapp drei Jahre früher ließ ein Leitartikel von Friedrich Funder nach dem Tod von Bundespräsident Renner die damals bedenklich zwischen der von der Verfassung vorgeschriebenen Volkswahl des Bundespräsidenten und einer Präsidentenwahl durch die Nationalversammlung schwankende innenpolitische Waagschale zugunsten der Volkswahl sinken. Funder am 13. Jänner 1951: „Einer der größten Werte politischer Stabilität, das Vertrauen auf die Sicherheit der demokratischen Einrichtungen, steht auf dem Spiel...

Zahlreich sind die Fälle, daß Verfassungen deswegen verletzt und gestürzt wurden, weil dem Volk mehr Rechte erkämpft werden sollten. Wir aber stehen jetzt in' Österreich — formulieren wir es klar — vor dem seltenen Fall daß eine Nationalversammlung ein Gesetz beschließen soll, das dem Bundesvolk sein nobelstes Recht zu nehmen bestimmt ist. Bedrückt, und nur mit tiefer Besorgnis kann man diese Möglichkeit ins Auge fassen. Man überlege es zehnmal, bevor man ernst macht, den Turm des Rechtes zu verlassen.“

Und an anderer Stelle desselben Artikels: „Wie gefährlich Ausnahmen von den Grundsätzen der Verfassung sind, wenn auch nur für einen bestimmten Einzelfall vorgesehen, erweist sich jetzt, da keine der 1931 oder 1945 gegebenen Ursachen für das Unterbleiben der Volksabstimmung und ihren Ersatz durch einen Wahlakt der Nationalversammlung gegeben ist und dennoch mit dem Hinweis auf das durch diese zwei Präsidentschaftswahlen gegebene Präjudiz der Plan vertreten wird, auch die nunmehrige Berufung des* Bundespräsidenten wieder ohne Bundesvolk, nur in dessen indirekter Vertretung durch die Nationalversammlung, vollziehen zu lassen.“

Es ist nicht unwahrscheinlich,-daß ohne diesen Leitartikel Funders die Wahl der Bundespräsidenten durch die Bundesversammlung (Nationalrat in gemeinsamer Sitzung mit dem Bundesrat) Tradition geworden wäre. Funders energisches Eintreten für die Volkswahl gab den Ausschlag. Da die Protagonisten tot sind, darf man es heute ausplaudern: Funder hat diesen Artikel nicht leicht geschrieben, denn er wollte als Uber-Fortsetzung auf Seite 23

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