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Frau gekränkt, weil Kinder am Vater hängen
Ander laufenden Gleichberechtigungsdiskussion stört Günter Rehak, heute arbeitet der ehemalige Sekretär von Bundeskanzler Bruno Kreisky im Bundespressedienst, unter anderem die,,unkritisch vorausgesetzte Annahme, daß die traditionelle Ungleichbehandlung der Geschlechter nur den Frauen Nachteile bringe". In dem demnächst erscheinenden „Österreichischen Jahrbuch 80 für Politik" hat ersieh deshalb in einem Beitrag mit der kaum gestellten Frage nach Gleichberechtigung des Mannes auseinandergesetzt, aus dem wir auszugweise zitieren.
Ander laufenden Gleichberechtigungsdiskussion stört Günter Rehak, heute arbeitet der ehemalige Sekretär von Bundeskanzler Bruno Kreisky im Bundespressedienst, unter anderem die,,unkritisch vorausgesetzte Annahme, daß die traditionelle Ungleichbehandlung der Geschlechter nur den Frauen Nachteile bringe". In dem demnächst erscheinenden „Österreichischen Jahrbuch 80 für Politik" hat ersieh deshalb in einem Beitrag mit der kaum gestellten Frage nach Gleichberechtigung des Mannes auseinandergesetzt, aus dem wir auszugweise zitieren.
Eine echte Gleichberechtigung der Geschlechter könnte nur dann erfolgen, wenn die Frauen in ganz der gleichen Weise wie die Männer ins Berufsleben eingebunden würden (d. h. mit ganz den gleichen Löhnen, sowie gleichen Aus- bildungs- und Aufstiegschancen), aber umgekehrt auch den Männern die gleichen Ausstiegsmöglichkeiten aus dem Berufsleben wie den Frauen geboten würden und die gleichen Chancen, sich überwiegend der Familie und den Kindern zu widmen.
Fatalerweise endet aber die offiziell forcierte Reformfreudigkeit genau an diesem Punkt. Die durch die gesetzlichen Unterhaltsregelungen künstlich geschaffenen Interessengegensätze zwischen Männern und Frauen behindern überdies die Verständigungsmöglichkeiten zwischen den Geschlechtern zur Entwicklung von gemeinsamen Strate-
Die Bedrohung der Frauen durch „die" Männer wird überbetont
gien gegen die tatsächlichen Ausbeuter.
Das Prinzip, die berechtigte Empörung benachteiligter Gruppen von deren eigentlichen Gegnern abzulenken und in nationale oder rassischen Auseinandersetzungen umzufunktionieren, ist bis heute eines der tragenden Elemente faschistischer Bewegungen gewesen.
Genau dieses Prinzip, modifiziert für die geschlechtliche Polarisierung, verfechten heute bestimmte Fraktionen der internationalen Frauenbewegung, und zwar jene, die man unter dem Begriff „Feminismus“ (im engeren Sinn) zusammenfassen kann.
Die Ablenkung von den eigentlichen Klassengegensätzen und die gleichzeitige Überbetonung der gemeinsamen Bedrohung aller Frauen durch „die“ Männer weckt Assoziationen an die Beschwörung der gemeinsamen Interessen des „arischen“ Arbeiters mit dem „arischen“ Unternehmer, und selbst die bis zum Überdruß wiederholten Hinweise auf die (tatsächliche) zahlenmäßige Überrepräsentation von Männern in bestimmten Gremien und Funktionen erinnern peinlich an die seiner
zeit bis zum Überdruß wiederholten Hinweise auf die (tatsächliche) zahlenmäßige Überrepräsentation von Juden im bestimmten Gremien und Funktionen.
Die Übereinstimmungen zwischen Feminismus und Faschismus gehen aber viel weiter. So waren die spektakulärsten Aktivitäten feministischer Kreise in den letzten Jahren den Forderungen nach Zensurmaßnahmen gegen „unzüchtige“ Darstellungen und „frauenfeindliche“ Texte gewidmet.
Der Feminismus propagiert auch eine Art von sexueller „Apartheid“ mit seinen Bemühungen, die direkte Kommunikation zwischen den Geschlechtern zurückzudrängen, was in einzelnen Fällen bis zu Propagierung der Homosexualität als idealer Beziehungsform geht.
Vor allem aber vertritt der Feminismus das Postulat rücksichtsloser Gewalt gegen Schwächere und möchte in diesem Zusammenhang archaische Mutterrechte wiederbeleben, die bis zum Recht auf Kindestötung gehen.
Es ist sicher kein Zufall, daß sich die feministischen Kreise in erster Linie rund um die Forderung nach der Freigabe der Abtreibung formiert haben (wobei sie mit dieser Forderung auf das Wohlwollen der „Wirtschaft“ rechnen durften, die mit Karenzzeiten und familiären Verpflichtungen auch keine rechte Freude hat).
Aus feministischen Kreisen kommen auch die schärfsten Bestrebungen gegen eine gesellschaftliche Aufwertung der Vaterfunktion. Wie weit diese Haltung zu gehen vermag, läßt sich vielleicht an einem Editorial der feministischen
Zeitschrift „Emma“ vom Mai 1979 erläutern. Es wird dort um Unterstützung Tür eine Frau geworben, die am 24. Jänner 1974 ihre drei Kinder (sieben, vier und drei Jahre) in der Badewanne ertränkte, nachdem sie kurz vorher erfahren hatte, daß dem getrennt lebenden Vater ein wöchentliches Besuchsrecht eingeräumt worden war.
Diese Mutter hat ungewöhnlich milde Richter gefunden, sie wurde zunächst zu sechs Jahren Haft verurteilt, in einem zweiten Verfahren sogar freigesprochen und nach einer Wiederaufnahme endgültig zu fünf Jahren Haft verurteilt.
In einem der Prozesse hatte ein Gutachter erklärt: „Die Kinder haben an dem Vater gehangen, damit haben sie der Mutter eine erhebliche Kränkung zugefügt.“ Die Verurteilung zu fünf Jahren Gefängnis nennt Emma „sicherlich eines der erschütterndsten und unmenschlichsten Urteile in der bundesdeutschen Justizgeschichte“...
Durch eine verstärkte Diskriminierung der Männer könnte allerdings ein Effekt eintreten, der nicht ganz im Sinne der Verfechter traditioneller Rol-
Männer und Frauen sollten sich nicht gegeneinander ausspielen lassen
lenklischees liegt. Wenn sich nämlich die Zahl der in menschlicher und finanzieller Hinsicht unzumutbaren Härtefälle drastisch vermehrt (und die derzeitige legistische und jurisdiktionelle Situation Jäßt eine solche Vermehrung für die nahe Zukunft durchaus möglich erscheinen), dann wird sich auch das Widerstandspotential bei den betroffenen Männern und heranwachsenden Kindern vermehren und es könnte der Punkt eintreten, wo der organisierte Widerstand gegen die herrschende Staatsmacht sinnvoll und aussichtsreich wird.
Aber schon vorher könnten vereinzelte und solidarische Widerstandshandlungen dazu führen, daß die Rechnung des Unterdrückungsapparates und seiner Nutznießer nicht aufgeht, das heißt, daß die Kosten der Unterdrückung höher werden als der Gewinn für die Begünstigten.
Voraussetzung dafür wäre allerdings die Überwindung der tief verwurzelten Untertanenmentalität und Obrigkeitshörigkeit, größere Bereitschaft für individuelle Risken und eine vorurteilsfreie Koalitionspolitik. Insbesondere sollten sich Männer und Frauen nicht durch das eingespielte System der ge- schlechtsspezifischen Begünstigungen gegeneinander ausspielen lassen ...
Vorabdruck aus: ÖSTERREICHISCHES JAHRBUCH 80 FÜR POLITIK. Analysen und Kommentare zur österreichischen Politik. Andreas Khol/ Alfred Stirnemann (Hrsg.): Verlag Tür Geschichte und Politik Wien, R. Oldenbourg Verlag München, 1981, ca. 500 Seiten, Subskriptionspreis bis 31. Jänner öS 298.—
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