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Frauen, Bibel und Kirche

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Wie wichtig es ist, daß im Fernsehen Themen wie „Frauen um Jesus" aufgegriffen werden, zeigt das Medienecho auf die unter diesem Titel kürzlich ausgestrahlte Sendung: Sachverhalte, die dem Theologen und dem kirchlichen Insider Selbstverständlichkeiten sind, wurden als sensationelle Neuigkeiten registriert: das Bild der Maria von Magdala etwa rückte in ein anderes Licht.

Es zeigt sich: Die ikonographi-sche Tradition bildet klischeehafte Vorstellungen von christlichen Glaubensinhalten und biblischem Wissen. Wenn nun durch exegetische Erkenntnisse an diesen Uberlieferungen gerüttelt wird und womöglich noch praktische Konsequenzen erwogen werden, dann kommt es nicht selten zur Reaktion „es kann nicht sein, was nicht sein darf".

Der schon genannte Film bringt in sachlicher und herzhaft engagierter Art, klar und verständlich das Mitwirken der Frauen am Heilswerk Gottes zur Sprache (als Nachfolgerinnen Jesu, unterm Kreuz und als die ersten Zeugen der Auferstehung). Der zärtliche Umgang Jesu mit Frauen und die tiefe und innige Beziehung zu ihnen (das beruhte wohl auf Beidseitigkeit) kommt besonders gut heraus.

Es darf wohl auch manches kritisch angemerkt werden: Frau Elisabeth Moltmann-Wendel verläßt wahrscheinlich den Kontext von Rom 16,1-2, wenn sie die Diakonissin Phoebe als Vorsteherin

bezeichnet und sie in ihrer Funktion einer Bischöfin gleichsetzt. Wolfgang Feneberg hat mit der Aussage, daß Josef nicht der Vater Jesu sei, zwar Maria zur „Alleinerzieherin" gemacht, aber nicht die nötige Klarheit über die dann gefragte theologische Gottessohnschaft gebracht.

Pinchas Lapide hat in seiner bekannt apodiktischen Art von falscher Ubersetzung gesprochen, wo er eine andere Bedeutung eines griechischen Wortes gegenüber der Einheitsübersetzung bevorzugt. Man braucht aber nicht, wie er meint, den Text genauer unter die Lupe zu nehmen, um das Richtige zu finden — es genügt schon ein Blick in die Bibel in heutigem Deutsch (1982), um die von ihm vorgeschlagene Ubersetzung zu finden: Joh 20,17b „Halte mich nicht zurück", statt „Halte mich nicht fest".

Die Befragung der Bibel nach der Frau ist nun aktuell geworden, und es sieht so aus, daß dieses Thema nicht so schnell von der Bildfläche verschwinden wird: Im vergangenen Sommer gab es in Klagenfurt die Tagung „Frauen in der Bibel", veranstaltet von der Katholischen Frauenbewegung Österreichs, im Herbst befaßte sich die Zeitschrift „Bibel heute" mit demselben Thema, die Zeitschrift „Bibel und Kirche" erschien soeben unter dem Titel „Frauen lesen die Bibel".

Und wenn kürzlich Theologinnen bei einem vom „Verband sozialistischer Studenten öster-

reichs" veranstalteten Symposion über „Frau und Kirche" über Entwicklung und Versäumnisse in dieser Frage berichteten, zeigt es, daß in den Kirchen so manches im Gange ist.

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